Siegel der Italienischen Kongregation
"Beatae Mariae Virginis ad Nives"


 



 

 
 
  Franziskusfresko in der Kirche     Gemälde mit Antonius v. Padua
                                                          aus der Antoniuskapelle


      
Emblem der Hilfsbruderschaft "
Arciconfratèrnita del Sovvegno"
und das Dokument über die Vereinigung mit der Ital. Kongregation

 


Pasolino da Panicale,
Gründung von S. Maria Maggiore

Lange Nacht der Kirchen 2013
in der Minoritenkirche



Heilige als lebendige Glaubenszeugen
Die Heiligen der Italienischen Nationalkirche "Maria Schnee"


Meditation
für die "Lange Nacht der Kirchen" am 24. Mai 2013

verfaßt von Dr. Manfred Zips



Rollen:

Erster Erzähler  (Dr. Manfred Zips),
Zweiter Erzähler  (Mag. Giacomo Borioni),
Rezitator A 
(Christiane Zips),
Rezitator B 
(P. Thomas Manalil OFM)

Gesang:
Chor Antonio Salieri
der Italienischen Kongregation



Musik
:
Lodovico Grossi da Viadana (1560-1627) "Exsultate Iusti"
 

Erster Erzähler: Wir haben in den letzten Jahren im Rahmen der „Langen Nacht der Kirchen“ das Augenmerk auf die franziskanische Heiligkeit gelegt, die in unserem Gotteshaus repräsentiert ist. Hier war vor allem das Leben und Wirken des Gründers der minoritischen Bewegung, des hl. Franziskus von Assisi, zu beleuchten, doch ebenso auch jenes des nicht weniger bedeutenden Mitbruders Antonius von Padua; schließlich gedachten wir des dritten offiziell von einem Papst, und zwar von Johannes dem XXII., im Jahre 1317 heilig gesprochenen Minoriten, nämlich des Königsohnes Ludwig von Toulouse. Die entsprechenden Betrachtungen kann man jetzt auf der Homepage der Wiener Minoritenkirche nachlesen.

Zweiter Erzähler: Die genannten Heiligen der franziskanischen Tradition stellen jedoch nur éinen Überlieferungsstrang in der Geschichte unseres Gotteshauses dar. Die andere historische Verwurzelung bezieht sich auf den Umstand, dass die Minoritenkirche seit dem 3. Juni 1784 italienische Nationalkirche ist. Die hier zu bewundernden Kunstgegenstände dokumentieren dementsprechend einerseits die Präsenz der Bruderschaft des großen Heiligen von Assisi in Österreich – nachweisbar seit etwa der Mitte des 13. Jhs. und damit bald nach dessen irdischem Wirken -, aber andrerseits auch die bis ins 16./17. Jh. zurückreichende Integration italienischer Zuwanderer in die Wiener Stadtkultur. Diese organisierten sich in zwei Gemeinschaften, nämlich 1625 zu einer marianischen Kongregation und 1690 zu einer Hilfsbruderschaft mit dem Ziel, armen und kranken Mitgliedern zu helfen und in Notsituationen beizustehen. 1783 kam es dann zur Vereinigung der beiden Körperschaften; und nach dem im gleichen Jahr ergangenen Befehl Josephs II. an die Minoriten, in Kirche und Kloster des aufgehobenen Trinitarierordens in der Alser-Vorstadt zu übersiedeln, wurde die auf solche Weise frei gewordene Minoritenkirche mit kaiserlichem Dekret des Jahres 1784 der italienischen Congregazione anvertraut.

Erster Erzähler: Somit konnten die Heiligen der „Wälschen Vereinigung“, wie diese damals vielfach genannt wurde, in die nun ehemalige Minoritenkirche einziehen. Da ist zu allererst eine in der italienischen Kongregation tief verwurzelte Marienverehrung zu erwähnen, welche sicherlich im Zusammenhang mit den marianischen Kongregationen zu sehen ist, die sich bei den Jesuiten schon im 16. Jh. zu einem wichtigen Werkzeug des Apostolates entwickelt hatten. 1595 gründete der Jesuitenpater Jakob Rem in Ingolstadt ein „Colloquium Marianum“, als dessen religiöses Symbol eine Kopie des in der römischen Patriarchalbasilika Santa Maria Maggiore (Link) hoch verehrten Bildnisses der Madonna mit Kind gewählt wurde. Dieses Gemälde erhielt verschiedene Namen, im Zusammenhang mit der Gründungslegende vom Schneewunder auf dem Esquilinhügel, welches nach der Tradition zur Errichtung der berühmtesten Marienkirche Roms führte, nannte man es vielfach auch „Madonna della Neve“, ‚Maria Schnee’. Dieser Name sollte schließlich zur Bezeichnung der Congregazione Italiana führen.
 

Meditationen:

  Antonius von Padua (2009)
 
Giordano da Giano (2009)
 
Jacopone von Todi (2009)
 
Franziskus (2010)
 
Coelestin V. (2011)
 
Westportal (2011)
 
Ludwig von Toulouse (2012)
 
Heilige der Kongregation (2013)
 
Heilige Cäcilie (2014)
 
790 Jahre Minoriten (2014)
  230 Jahre Maria Schnee (2014)
  Klemens M. Hofbauer (2014)
 
Katharinenkapelle (2015)
  390 Jahre It. Kongregation (2015)
 
Frauen im Banne der Minoritenkirche (2016)
 
Eine Liebeserklärung in Stein (2016)
   Franziskus v. Assisi (2018)


 L.N.K. in der Minoritenkirche

 

 


 


Reliquie des hl. Antonius
Ex Cute S. Antonii Pad.


Maria Schnee (Minoritenkirche)


Rom, S. Maria Maggiore


Marienikone Salus Populi Romani
in der Cappella Paolina von S. Maria Maggiore


P. Lamormaini SJ


 


P. Nickel SJ

Zweiter Erzähler: Tatsächlich ist die italienische Kongregation eine jesuitische Einrichtung. Im Jahre 1625 (Info) gründete Pater Guglielmo Lamormaini (Biographie) von der Gesellschaft Jesu, Professor an der Universität Wien und Beichtvater Kaiser Ferdinands II., im Jesuitenkloster am Hof jene Vereinigung, welche sich den Titel 'La Congregazione della Presentazione e di S. Rocco' gab, wobei die Benennung „Presentazione“ – also `Darstellung’ (früher sprach man von Mariä Tempelgang oder auch Mariä ‚Opferung’) auf die apokryphe Erzählung anspielt, dass die dreijährige Maria von ihren Eltern Joachim und Anna in den Tempel nach Jerusalem gebracht worden sei, um unter den Tempeljungfrauen erzogen zu werden. Die gegenwärtige Liturgie kennt noch im Zusammenhang mit dieser Tradition den Gedenktag, „Maria - Unsere liebe Frau in Jerusalem“, welcher am 21. November begangen wird.

Der zehnte Generalobere der Jesuiten, Goswin Nickel (gest. 1664), berichtet, dass Papst  Gregor XIII. bestimmte, die Marienkongregationen unter dem Titel „Mariä Verkündigung“ (Annuntiatio Domini) einzurichten, eine Festlegung, welche Papst Sixtus V. dann auch auf die anderen Ehrenbezeichnungen Mariens erweiterte. 1661, so berichtet Nickel weiter, habe die italienische Vereinigung daraufhin die Erlaubnis erhalten, sich nach der Immaculata conceptio, der ‚Unbefleckten Empfängnis’ umzubenennen. Doch auch bei dieser Bezeichnung sollte es nicht bleiben. 1755 wurde der Hochaltar in der den Italienern von den Jesuiten zur Verfügung gestellten Kapelle mit einem um 1400 entstandenen Bild der Madonna della Neve geschmückt, und erst damit stand der Name der Vereinigung endgültig fest.
 



Wien, ehemalige Jesuitenkirche am Hof
Bild: Welleschik, cc-by-sa 3.0

 


St. Rochus,
Statue am Altar des hl. Antonius v. Padua
in der Antoniuskapelle der Minoritenkirche



Vollkommener Ablass Am Fest des hl. Rochus
am 18. August 1782


Vollkommener Ablass am Fest des hl. Julius
am 26. Dezember 1782
 

Erster Erzähler: Neben dieser Hinwendung zur Gottesmutter war der italienischen Kongregation von Anfang an auch die Verehrung des heiligen Rochus von großer Wichtigkeit. Zwar ist dessen Lebensgeschichte zum allergrößten Teil legendär, doch dieser Umstand tat der Beliebtheit jenes Heiligen, weder in unserer italienischen Gemeinschaft noch in zahlreichen anderen Kongregationen und Bruderschaften einen Abbruch.
In der Vita sancti Rochi des Venezianers Francesco Diedo des Jahres 1478 wird berichtet, dass Rochus in Montpellier geboren worden sei und sich dem Drittorden der Franziskaner angeschlossen habe. Als Rompilger nahm er sich – so wird erzählt - in Italien der Pestkranken an und heilte viele von ihnen. Auf der Rückreise sei aber auch er in Piacenza angesteckt worden. In einer einsamen Hütte habe ihn darauf ein Engel gepflegt und der Hund eines benachbarten Edelmannes habe ihn mit Brot versorgt, so dass er schließlich gesundete und heimkehren konnte. Durch eine Verwechslung sei er jedoch in seiner Heimat für einen Spion gehalten und in ein Gefängnis gesperrt worden, in dem er schließlich verstarb.

Seit dem 15./16. Jh. wird Rochus weithin als Pestpatron verehrt (Gedenktag 16. August) und sogar den 14 Nothelfern zugerechnet, obwohl es wahrscheinlich nie zu einer offiziellen Heiligsprechung gekommen ist. Auch seine Lebenszeit ist umstritten. Nach alter Tradition soll er von 1295-1327 gelebt haben, nach anderer wiederum von 1345-77 oder von 1350-1378/79. Als Ausgangspunkt seiner Verehrung gilt Venedig, wo am 27. Mai 1478 eine Confraternità di S. Rocco gegründet wurde; dort errichtete man zu Ende des Jahrhunderts die berühmte Rochuskirche und begann darauf mit dem Bau der „Scuola Grande di San Rocco“.

Zweiter Erzähler: Bei den vielen Seuchen, die Europa zur damaligen Zeit heimsuchten, ist es nicht erstaunlich, dass die Verehrung des hl. Rochus in der Christenheit eine außerordentliche Bedeutung erlangte. Es waren vor allem die religiösen Kongregationen sowie die Kaufleute, welche diesen zu ihrem Schutzpatron ernannten, so dass man einmal sogar die Hinwendung zu diesem Heiligen als den Kult der Laien bezeichnete.

Die italienische Kongregation in Wien änderte bei ihrer Benennung zwar mehrmals den marianischen Bezug (Mariä Tempelgang; Unbefleckte Empfängnis Mariens; Maria Schnee), die Erwähnung Roccos blieb davon aber immer unberührt. Auch sonst war dieser Heilige in Wien kein Unbekannter. In der 1642 gegründeten und zu Ehren des hl. Sebastian geweihten Kirche auf der Landstraße (Link) zog 1679 eine Pestbruderschaft ein, die unter dem Schutz des Rochus von Montpellier stand, weshalb das Gotteshaus in Zukunft die Namen beider Patrone führte; um 1660 erbaute man in der Penzinger Straße unter dem damaligen Pfarrer Gregor Einwang eine Rochuskapelle  (Video/Link) und im Jahre 1713 stiftete der italienische Kaufmann Marco Abundio zum Dank für die Abwendung der Pest in Neustift am Walde (Link) eine Kapelle zu Ehren dieses Heiligen.
 



Pfarrkirche St. Rochus und Sebastian
Bild: Bwag, cc-by-sa 3.0


Rochuskapelle in Penzing



Pfarrkirche Neustift am Walde
Bild: Geiserich77, cc-by-sa 3.0 migrated


Julius von Rom,
Detail des Flugzettels zum Anlaß der feierlichen Andacht
zu Ehren des hl. Märtyrers Julius am 25. und 26.Dezember

 

Erster Erzähler: Doch noch ein weiterer Heiliger war für die Congregazione Italiana von allergrößter Bedeutung, nämlich der Märtyrer Julius von Rom. Der Legende zufolge erlitt dieser im Alter von nur 10 Jahren im 2. oder 3. Jh. während einer Christenverfolgung einen gewaltsamen Tod. Seine Reliquien kamen im 18. Jh. als päpstliches Geschenk an den Kaiserhof in Wien. Sie waren zunächst in der kaiserlichen Schatzkammer aufbewahrt, doch im Jahre 1746 wurden sie dem Jesuitenpater Antonio Citto übergeben, der damals „Preside“, also Direktor, der italienischen Kongregation war, damit sie in der Kirche  dieses Ordens am Hof von den Gläubigen verehrt werden könnten. Pater Citto vertraute die Reliquien der italienischen Kongregation an, und sehr bald darauf wurde in der jesuitischen Cappella Italiana für den römischen Märtyrer auch ein Altar errichtet; ab 1747 feierte man hier regelmäßig den Gedenktag des Heiligen, der auf den 28. Dezember fällt. Nach der vorübergehenden Auflösung der Societas Jesu 1773 verfügte ein kaiserliches Dekret vom 26. März 1774, dass die Reliquien den Italienern entzogen und den Barnabiten der Hofpfarrkirche von St. Michael (Link) anvertraut werden sollten. Begründet wurde die Entschließung damit, dass die Kaiserin Maria Theresia die Gebeine des Märtyrers dem Pater Citto und nicht der Nazione geschenkt habe. Nur sehr schwer trennte sich die Congregazione von den Reliquien des hl. Julius, die am 14. April in die Michaelerkirche gebracht wurden, wo sie noch heute rechts an der Schlusswand des Querhauses aufbewahrt sind; den Altar durfte die italienische Gemeinschaft allerdings behalten. Welche Bedeutung die Julius-Verehrung für die Vereinigung hatte, lässt sich aus dem Umstand ersehen, dass Antonio Salieri, der ja Mitglied der Kongregation war, 1776 zwei Motetten zu Ehren des Heiligen komponierte.

MUSIK:
Antonio Salieri (1750-1825) "Salve Regina" & " Spiritus Meus"
 


Wien, St. Michael
Bild: Gryffindor, PD


Reliquien des hl. Julius in St. Michael


 Reliquie des hl. Papstes Clemens I.
(Zuordnung durch Mag. G. Borioni)

Zweiter Erzähler: Dafür wuchs der Nazione jedoch ein weiterer Heiliger zu. Die Prinzessin Maria Leopoldina Kaunitz, Gemahlin des Ernst Christoph Graf von Kaunitz, der als österreichischer Botschafter beim Vatikan tätig war, erhielt von Papst Clemens XIV. (1769-74) Reliquien eines hl. Märtyrers Clemens, die vorerst vom apostolischen Nuntius Kardinal Visconti den Augustinern übergeben, schließlich jedoch – wie von Maria Leopoldina Kaunitz gewünscht – an die Congregazione weitergereicht wurden. Genaueres lässt sich über die Herkunft dieser als heilig verehrten Andenken bislang nicht sagen, auch nicht, ob hier auf den bedeutenden römischen Bischof und Schriftsteller Clemens, der um 97 n. Chr. starb, oder vielleicht auf Titus Flavius Clemens, einem nahen Verwandten Kaiser Domitians, der im Jahre 95 offensichtlich als christlicher Märtyrer einen gewaltsamen Tod erlitt, Bezug genommen wird.
Die Gebeine des Erstgenannten werden heute im Hochaltar der Oberkirche von S. Clemente in Rom (Link) aufbewahrt, die der italienischen Kongregation anvertrauten Reliquien befinden sich nach wie vor im Besitz dieser Vereinigung.


Rom, San Clemente
Bild: Sixtus cc-by-sa 3.0 migrated




Vollkommener Ablass am Fest des hl. Clemens
am 28. November


Vollkommener Ablass am Fest von Maria Schnee
am 11. November


Minoritenkirche
vom Palais Eppstein aus


Abschrift der Schenkungsurkunde Joseph II.
der ehemaligen Minoritenkirche an die Ital. Kongregation
vom 3. Juni 1784
 


Erster Erzähler
: Wenn wir uns nun vor Augen halten, dass die italienische Kongregation im Laufe ihrer Geschichte im Wesentlichen in drei Gotteshäusern ihre Andachten verrichtete, so stellt sich zunächst die Frage nach der Präsenz der genannten Heiligen bzw. der angesprochenen Ehrenbezeichnungen Mariens in diesen Sakralbauten.

Wie schon erwähnt, änderte die Gemeinschaft in dem ihnen von den Jesuiten bis 1773, dem Jahr der Aufhebung der Societas Jesu, zur Verfügung gestellten Oratorium, also der ersten Cappella Italiana in der Bognergasse (Info), den Ehrentitel der Gottesmutter und gestaltete demzufolge mindestens zwei Mal – wie überliefert ist – den Hochaltar um. Im Jahre 1700 rückte dessen künstlerische Ausgestaltung die Unbefleckte Empfängnis in den Mittelpunkt, während er 1755 mit dem Bild der Madonna della Neve geschmückt wurde. Außerdem errichtete man für den hl. Rochus sowie den Märtyrer Julius von Rom und ebenso für die franziskanischen Heiligen Antonius von Padua und Ludwig von Toulouse Altäre.

Nach 1773 fand die heimatlos gewordene italienische Gemeinschaft – ausgestattet mit einem kaiserlichen Dekret Maria Theresias - in der heute nicht mehr existierenden Katharinenkapelle (Info) auf dem Ballhausplatz ein neues Zuhause. Dieses Kirchlein bedurfte einer gründlichen Neugestaltung, die man mit großer Intensität aber auch mit einem hohen Kostenaufwand in Angriff nahm. Nach Fertigstellung der Arbeiten konnte der damalige Präfekt der Kongregation, Giovanni Evangelista Milani, am 15. Jänner 1775 verkünden, dass die Einweihung der Kirche zu Ehren der Madonna della Neve am 1. Februar dieses Jahres stattfinden würde. Anlässlich dieser Feier dirigierte Antonio Salieri das Orchester des Hofoperntheaters.

Zweiter Erzähler: Doch welche Altäre befanden sich in dieser nunmehr zweiten Cappella Italiana? Wie zu erwarten, war der Hochaltar auf das Patrozinium der Kirche ausgerichtet, doch gab es in der Kapelle auch Seitenaltäre, die den Heiligen Julius, Rochus, Clemens und Joseph geweiht waren. Obwohl also die Reliquien des erstgenannten römischen Märtyrers im April 1774 den Barnabiten übergeben werden mussten, lebte dessen Verehrung bei den Kongregaten unvermindert weiter. Im Archiv der Congregazione findet sich sowohl die Einladung des Jahres 1782, an der „feierlichen Andacht zu Ehren des hl. Julius“ teilzunehmen wie auch die Verlautbarung der Möglichkeit, anlässlich des Festes dieses Märtyrers, einen vollkommenen Ablass zu erwerben. Für die Hochachtung der Heiligen in der italienischen Vereinigung besitzen wir aber noch weitere Zeugnisse. So wurden im Jahre 1782 für das Gotteshaus zwei neue Glocken gespendet, eine von ihnen weihte man der Madonna della Neve und die zweite trug den Namen des hl. Rochus; und auch zu den Festen der anderen Patrone der Gemeinschaft konnte man vollkommene Ablässe erwerben.

Erster Erzähler: Die Periode der zweiten Cappella Italiana war aber nur von kurzer Dauer. Sie endete mit dem schon erwähnten Befehl Josephs II. an die Minoriten, in Kirche und Kloster des aufgehobenen Trinitarierordens in der Alser-Vorstadt zu übersiedeln sowie mit der Schenkung der leer gewordenen Minoritenkirche an die Nazione Italiana, festgeschrieben in dem kaiserlichen Dekret von 1784, und der damit verbundenen Beschlagnahmung des bisherigen Versammlungsraumes der Kongregaten. In all der nun einsetzenden Hektik der umfassenden und äußerst kostspieligen Restaurierungsarbeiten an der großen Kirche, vergaßen die Kongregaten nicht auf „ihre Heiligen“. Nichts kann diesen Umstand deutlicher veranschaulichen als die Rede des damaligen Universitätsprofessors Ignaz Wurz anlässlich der feierlichen Einweihung des großen Gotteshauses zu Ehren der Madonna della Neve am 16. April, dem Ostersonntag des Jahres 1786, die nun in Ausschnitten und übertragen in ein modernes Deutsch erneut anklingen soll.
 










Ecke Am Hof / Bognergasse

Info zur Kapelle



 

 


Katharinenkapelle im Jahr 1774  (Info)




Über die Einweihung der Kirche berichten
der Foglietto di Vienna (Link),
sowie die Wiener Zeitung (Link).
Siehe auch Archiv Reg. Nr. 50: Link.




Deckblatt der Publikation
der Dankrede des Dr. Ignaz Wurz

 

REZITATION (B): Sehr verehrte Mitglieder der italienischen Kongregation! Erwartet nicht von mir, dass ich – weil mir die Ehre zufällt, in eurem Gotteshaus als Erster in deutscher Sprache zu reden – dieses über alle anderen Kirchen Wiens stellen werde. Damit würde ich nicht ehrliche Freude, sondern nur Eitelkeit hervorrufen. Als Jesus Christus in unsere Kirchen eingekehrt ist, hat er sie alle gleich gemacht. Der Unterschied zwischen ihnen ist nur äußerlich und tausend Veränderungen unterworfen. Doch muss es euch als Trost dienen, dass die Herrlichkeit eurer Kirche groß ist und groß sein wird. Deshalb müsst ihr Gott sehr danken, dass ihr – trotz vieler Veränderungen und vieler Gefahren alles zu verlieren, trotz so vieler Hindernisse und Widersprüche, die ihr erfahren musstet - in die Lage versetzt wurdet, euer gottgefälliges Unternehmen zu Ende zu bringen. Was mich veranlasst dieses zu behaupten, sind zwei Dinge, nämlich der Schutz, den Gott seinem neuen Hause zugesichert hat und die beeindruckenden Beispiele, die ihr bereits gegeben habt und die Gott auch weiterhin von euch erwartet.

 Es ist, meine verehrten Zuhörer, eine tiefe Wahrheit, welche sowohl von der Offenbarung verkündet und durch die Erfahrung bestätigt wird, dass sich Gott von seinen Geschöpfen an Freigebigkeit nicht übertreffen lässt. Wenn wir ihm unsere Opfer auch reichlich darbringen, erwidert er sie uns mit noch größerem Überfluss. Er wird vielleicht die Art verändern, aber das Ausmaß der unendlichen Güte wird er nicht verändern. Als ihr glaubtet, eure Versammlung würde kein Zuhause mehr haben, wurde euch ein Ort zuteil, wo ihr zukünftig eure Andachten fortsetzen konntet. Gottes Belohnung für eure Mühe bei der  Ausgestaltung eurer neuen Kirche ist sein Schutz. Ja, Gott wird über dieses Haus wachen, er wird es beschützen und erhalten und euch mit seinem Beistand unterstützen. Denn was war euer Bemühen, als ihr dieses Werk in Angriff nahmt? Es war nicht menschliche Eitelkeit, sondern das aufrichtige Bestreben, den Gottesdienst und die verschiedenen Andachten, für die eure Versammlungen immer schon berühmt waren und die so viele Christen dieser Stadt angezogen hatten, weiterzuführen; auch sollten eure Landsleute, welche fern der Heimat leben und unserer Sprache unkundig sind, die Möglichkeit haben, das Wort Gottes zu hören und die heiligen Sakramente zu empfangen.

Doch Gottes Schutz für dieses Haus offenbart sich noch auf andere Weise. Es ist euch, meine geliebten Zuhörer bekannt, dass er seine Macht öfters seinen Heiligen anvertraut und dass es seinem Willen entspricht, wenn wir diese als unsere Beschützer verehren. Welche größere Hoffnung, welche größere Zuversicht auf den göttlichen Schutz könnt ihr gewinnen, da ihr doch so bedeutende Heilige um ihren Beistand bittet! Da ist Maria, die Gesegnetste unter den Frauen des menschlichen Geschlechts, die Mutter des Erlösers und Herrn Jesus Christus, unter deren Schutz ihr euch seit langem gestellt habt und welche ihr auch in dieser Kirche mit großem Eifer anruft. Da ist der heilige Joseph, der getreueste Nährvater des göttlichen Heilands, dessen Ehre ihr durch die Errichtung seines Altars zu vergrößern sucht. Da ist der heilige Julius, durch dessen Verehrung ihr euch schon seit vielen Jahren einen Namen gemacht habt. Auch die Anrufung des heiligen Rochus, dem allgemein verehrten Beschützer eurer Nation, ist euch stets ein großes Herzensanliegen gewesen und hat bewirkt, dass dessen Bedeutung auch unter uns wuchs. Schließlich ist noch ein heiliger Clemens zu erwähnen, dessen Namen – so unbekannt  er bisher gewesen ist – ihr zu verherrlichen beginnt. Wie? Sollte Gott diesen Auserwählten etwas versagen können, wenn sie für euch bitten? Hat er ihnen etwas versagt, wenn ihr sie in eurem vorigen Gotteshaus angerufen habt? Das ist doch euer besonderes Glück, dass ihr eure heiligen Beschützer des früheren Versammlungsortes auch hier antrefft.          
Wie leicht hättet ihr in der Situation, in der ihr euch befandet, auf einen gemeinsamen Andachtsraum verzichten und getrennt von einander Gottesdienste feiern können. Doch ihr brachtet es nicht zuwege, auf die gewohnte Gemeinschaft bei der Anbetung Gottes und der Verehrung eurer heiligen Beschützer zu verzichten. Das bewog euch zu suchen, anzuklopfen, zu bitten und nicht eher zu ruhen, bis ihr einen Ort für eure Andachten gefunden hattet. Ihr wusstet, dass ihr für Gott arbeitetet und hattet euer Vertrauen auf den Allerhöchsten gesetzt. Das gab euch Mut, alle Beschwerlichkeiten zu ertragen und alle Widersprüche zu überwinden. Doch was ihr bisher getan habt, ist nur  ein rühmlicher Anfang. Gekrönt wird euer Werk erst durch die Beharrlichkeit. Stehet fest zu dem Entschluss, den ihr gefasst habt und fahret fort in dem treuen Dienst zur Ehre eures Gotteshauses. Begeht die Feierlichkeiten zu Ehren eurer Heiligen, dann wird der Tempel Gottes in euren Herzen umso gewisser gebaut. Denn durch Spaltungen würde euer bisheriges Werk zugrunde gehen

MUSIK:
Lorenzo Perosi (1872-1956) "Ave Verum" & "Ave Maria

 

 


I. Unterberger, Hochaltargemälde der Minoritenkirche
Detail: Engel tragen das Gnadenbild Maria Schnee


Maria Schnee
Vgl.: zur Marienikone Salus Populi Romani
 

Zweiter Erzähler: Wie sieht es nun heute mit den Heiligen der italienischen Kongregation in der Minoritenkirche „Maria Schnee“ aus? Da ist natürlich in erster Linie das 1785 entstandene Hochaltarbild des Trientiner Malers Ignazio Unterberger zu erwähnen, in dessen Zentrum sich das Bildnis der „Madonna della Neve“ befindet, von Engeln über die Patriarchalbasilika Santa Maria Maggiore hinaus himmelwärts getragen und den Gläubigen - umhüllt mit breiter purpurner Bordüre - zur Verehrung vor Augen gestellt.

Doch die Gottesmutter ist in der Minoritenkirche mehrfach vertreten. Da gibt es den Marienaltar an der Südseite der Kirche, flankiert von zwei modernen Darstellungen der beiden Heiligen Katharina von Siena und Maximilian Kolbe, eine Maria mit Jesuskind als Relief, welches dem Renaissance-Bildhauer Antonio Rossellino (+ 1479) zugeschrieben wird, aber vor allem die berühmte „Familienmadonna“ aus bemaltem Stein, geschaffen von einem unbekannten Künstler und von Herzog Albrecht II. 1345 der Minoritenkirche zur Ausschmückung des Gotteshauses gespendet. Schließlich muss noch das an der Südostseite angebrachte Gemälde des Barockmalers Johann Hauzinger erwähnt werden, das die Heilige Familie darstellt und das sich vor der Restaurierung von 1784-89 im Depot der Hofgalerie befand, bevor es als kaiserliches Geschenk in die Minoritenkirche kam. Es zeigt den zwölfjährigen Jesus mit Maria und Joseph, nachdem diese den Knaben im Tempel von Jerusalem wiedergefunden hatten, und die Gestik der Mutter lässt die bei Lukas tradierten Worte erahnen: „Kind, wie konntest du uns das antun? Dein Vater und ich haben dich voll Angst gesucht“ (Lk 2,48).

Erster Erzähler:  In der Antoniuskapelle befindet sich übrigens auch eine Statue des heiligen Joseph, möglicherweise ein Teil des ursprünglichen Josephaltars der zweiten Cappella Italiana.
Doch nun zum nächsten großen Heiligen der italienischen Kongregation, zu Rochus von Montpellier. Dieser begegnet uns in der Kirche zweimal, nämlich in der Antoniuskapelle – zusammen mit dem hl. Sebastian –, welche beide den Altar flankieren, sowie auf dem von Johannes Steiner 1786 für die neugeweihte Kirche der Italiener angefertigten Gemälde, das die Tragödie der Pest thematisiert, gemeinsam mit Karl Borromäus. Damit treten zwei Heilige in unser Blickfeld, die des Öfteren zusammen mit Rochus in der sakralen Kunst anzutreffen sind.


Familienmadonna



Rossellino-Madonna
 



St. Sebastian,
Statue am Altar des hl. Antonius v. Padua
in der Antoniuskapelle der Minoritenkirche


St. Karl Borromäus
Gemälde in der Sakristei der Minoritenkirche


Johannes Steiner, St. Karl Borromäus und St. Rochus
Gemälde in der Minoritenkirche

Zweiter Erzähler: Wie erklärt sich die Verknüpfung von Rochus und Sebastian, welche uns bereits im Zusammenhang mit der Rochuskirche auf der Wiener Landstraße begegnet ist und die man z.B. auch im Hauptchor der Wiener Michaelerkirche in Gestalt zweier einander zugewandter Statuen des 18. Jhs., aber auch in anderen Gotteshäusern, immer wieder antrifft? Die weithin bekannte Legende vom Martyrium Sebastians erzählt von dessen versuchter Hinrichtung unter Kaiser Diokletian durch numidische Bogenschützen, und - da er von den Pfeilen nicht getötet werden konnte - von seiner schlussendlichen Ermordung auf dem Palatin durch Peitschenhiebe. Die Wissenschaft vermutet heute, man habe hier verschiedene Märtyrergeschichten zu einer Handlung zusammengefasst. Wichtig ist für uns, dass seit dem Mittelalter an verschiedenen Orten sogenannte „Sebastianpfeile“ verehrt und als wirksamer Schutz gegen „anfliegende Krankheiten“ – wie etwa die Pest – angesehen wurden. So bedeutend die Sebastianverehrung zu allen Zeiten auch war, als Pestheiliger erreichte er nicht die gleiche Popularität wie Rochus, denn im Gegensatz zu diesem war jener gemäß der Legende nicht selbst von der Seuche betroffen und hat auch niemanden von der Pest geheilt. Das tat jedoch der Wichtigkeit Sebastians als Schutzheiligen gegen epidemische Krankheiten bis zur Gegenwart keinen Abbruch; so kommt es, dass er - dem unheilbringende Pfeile letztlich nichts anhaben konnten - heute zum Patron gegen Aids geworden ist.

Erster Erzähler: Aber auch Karl Borromäus lebt als Pestheiliger weiter. Carlo Borromeo erblickte als Sohn des Grafen Gilberto II. von Arona und Margareta von Medici am 2. Oktober 1538 auf der Burg von Arona am Lago Maggiore das Licht der Welt. Er wurde von seiner Familie schon als Kind zum Kleriker bestimmt. Dazu bemerkt seine Biographin, Hedwig Bach, dass dieser Wunsch seiner Eltern „tatsächlich seinen Neigungen und Anlagen entgegenkam, mehr noch – seiner Berufung entsprach“. Der Neffe des Giovanni Angelo de’ Medici und späteren Papstes Pius IV. (1559-1565) wurde nach seinem Jusstudium in Pavia päpstlicher Staatssekretär, sodann Kardinal–Diakon und Administrator des Bistums Mailand, welches er nach seiner Priesterweihe im Jahre 1563 schließlich 1565 als Erzbischof und Kardinal übernahm. Er gilt heute als der tragende Geist der Gegenreformation, der durch seinen Einsatz dazu beitrug, das Konzil von Trient 1563 zu einem glücklich Abschluss zu bringen. Seine Hinwendung zu den Armen und sein vorbildlicher Lebenswandel beeindruckten die Menschen schon in seiner vatikanischen Zeit, und veranlassten sie mehr und mehr, sich mit ihren Problemen und Anliegen an ihn zu wenden.

Zweiter Erzähler: Doch in unserem Zusammenhang steht nicht so sehr der Kleriker und Theologe Karl Borromäus im Vordergrund, sondern der Pestpatron während des furchtbaren Wütens der Seuche 1576-77 in Mailand. Als hier im Sommer 1576 die ersten Erkrankungen auftraten, verließen alle, die es sich leisten konnten, die Stadt. Doch viele Bewohner Mailands hatten diese Möglichkeit nicht und waren so der Pest ausgeliefert. Ihnen galt die materielle und geistliche Fürsorge des Erzbischofs. Er besuchte die Kranken im öffentlichen Lazarett „San Gregorio“ und in den Notspitälern, übernahm ihre seelsorgliche Betreuung, setzte sich aber auch für Unterkunft, Medikamente, Lebensmittel und Bekleidung der Pestkranken ein. Anlässlich einer Prozession forderte Karl die Gläubigen auf, sich dem Pestpatron Sebastian anzuempfehlen, dessen Mutter aus Mailand stammte. Am 7. September 1577 legte Karl Borromäus dann den Grundstein für die faktisch neuerbaute Kirche S. Sebastiano. Nur wenige Jahre danach, 1584, im Alter von 46 Jahren, erlag der Mailänder Erzbischof einem Fieberanfall, 1610 wurde er von Papst Paul V. heiliggesprochen.

Erster Erzähler: Der spätere Arzt und Seuchenbekämpfer in Tirol Hippolit Guarinoni, der 1612 ein Buch mit dem Titel Arznei wider die Pest publizierte, widmete dieses Karl Borromäus und setzte auf das Titelblatt das Bild des Mailänder Erzbischofs, den er nun selbst „Pestpatron“ nannte.

Beinahe unzählbar sind die bildlichen Darstellungen, die Karl als Heiligen der Pestkranken zeigen, wie wir es auf dem Gemälde von Johannes Steiner in der Minoritenkirche sehen, welches dieser für die Einweihung der Kirche „Madonna della Neve“ 1786 angefertigt hat. Aber auch die mit der Seuche in Zusammenhang stehende Stiftung eines Gotteshauses durch den Heiligen machte Schule. So ließ Kaiser Karl VI. nach dem Pestjahr 1713 zu Ehren des hl. Karl Borromäus die Wiener Karlskirche (Link) erbauen und übertrug dessen Errichtung Johann Bernhard Fischer von Erlach.
 















































Wien, St. Karl Borromäus
Bild: Cyril Cepissak, cc-by-sa 3.0 at

 

Zweiter Erzähler: Ein Rundgang durch die Wiener Minoritenkirche erweist also an Hand der hier zur Verehrung dargestellten Heiligen sehr augenscheinlich die eingangs erwähnte zweifache Geschichtsverwurzelung dieses Gotteshauses. Die Heiligen Franziskus, Antonius von Padua und Ludwig von Toulouse bezeugen die ursprüngliche minoritische Präsenz in der Kirche, während die „Madonna della Neve“ und vor allem die Pestpatrone durch die „Congregazione italiana“ eingebracht wurden. Jene religiösen Verankerungen stehen jedoch in keinem Widerspruch zueinander; ganz im Gegenteil: Bereits in der ersten Cappella Italiana in der Bognergasse hatten franziskanische Heilige ihren Platz; und die Tatsache, dass den Minoriten seit dem Jahre 1953 die seelsorgliche Betreuung der italienischen Gemeinde übertragen ist, fand durch die 2003 angefertigte Franziskusstatue Nazzereno Panieris, welche heute an der Nordseite der Kirche steht, ihren künstlerischen Niederschlag.

Erster Erzähler: Dieser in unserer Kirche manifestierten Synthese wollen wir abschließend durch die Betrachtung zweier bewegender religiöser Texte Rechnung tragen, nämlich durch den ‚Lobpreis Gottes’, den der hl. Franziskus von Assisi einst seinem Mitbruder Leo anvertraut hat, sowie mit dem Ausschnitt einer Predigt, die Karl Borromäus anlässlich der Gründonnerstagsfeier des Jahres 1567 in Mailand hielt.

 



Moderne Franziskusstatue
von N. Panieri







 

 

REZITATOR ALobpreis Gottes des Franziskus von Assisi

Du bist der heilige Herr, der alleinige Gott, der du Wunderwerke vollbringst.

Du bist der Starke.

Du bist der Große.

Du bist der Erhabenste.

Du bist der allmächtige König, du heiliger Vater,

König des Himmels und der Erde.

Du bist der dreifaltige und eine Herr, der Gott aller Götter.

Du bist das Gute, jegliches Gut, das höchste Gut, der Herr, der lebendige und wahre Gott.

Du bist die Liebe.

Du bist die Weisheit.

Du bist die Demut.

Du bist die Geduld.

Du bist die Schönheit.

Du bist die Milde.

Du bist die Sicherheit.

Du bist die Ruhe.

Du bist die Freude.

Du bist unsere Hoffnung und Fröhlichkeit.

Du bist die Gerechtigkeit.

Du bist das Maßhalten.

Du bist all unser Reichtum zur Genüge.

Du bist die Anmut.

Du bist die Barmherzigkeit.

Du bist der Beschützer.

Du bist unser Wächter und Verteidiger.

Du bist die Stärke.

Du bist die Erquickung.

Du bist unsere Hoffnung.

Du bist unser Glaube.

Du bist unsere ganze Wonne.

Du bist unser ewiges Leben: Großer und wunderbarer Herr, allmächtiger Gott, barmherziger Retter. 

 



Rezitation: C. Zips



















 

REZITATOR B: Aus der Predigt des Karl Borromäus

Hier nun, geliebte Brüder, müssen wir die bewundernswerte Demut unseres Erlösers nicht nur aufmerksam betrachten, sondern auch mit größtem Eifer nachahmen. Es gibt drei Stufen von Demut, von denen die erste Stufe ausreichend ist, die zweite überströmend, auf der dritten Stufe aber alle Gerechtigkeit erfüllt wird. Auf der ersten Stufe befinden sich die, die ihren Oberen gern gehorchen, auf der zweiten die, die sich auch den Gleichgestellten gerne unterwerfen. Zur dritten Stufe sind die zu zählen, die es nicht für unter ihrer Würde halten, auch ihren Unterstellten zu dienen. In all diesen drei Stufen hat sich Christus unser Herr eindeutig als der Demütigste und Gehorsamste erwiesen. Er war dem über ihm stehenden Vater, wenn du seine Menschheit ins Auge fasst, unterworfen. Er gehorchte so sehr und unterwarf sich ihm so, dass er, wie er bezeugte, nichts anderes tat, als den Willen seines Vaters. Wie sehr er sich aber durch Demut und Gehorsam gegenüber den weit unter ihm stehenden Menschen auszeichnete, steht fest, sowohl durch sein eigenes Zeugnis als auch durch die Beschreibung der Evangelisten: „Denn“, so sagt Er, „ich bin nicht gekommen, um mich bedienen zu lassen, sondern um zu dienen“ (Mt 20,28). Alles im Geheimnis der Menschwerdung Christi lehrt die äußerste Demut und offenbart unendliche Liebe.

Die in diesem kurzen Homilie-Abschnitt zum Ausdruck gebrachten Gedanken finden eine sehr harmonische Abrundung im Gebet der Kirche zum Gedenktag des hl. Karl Borromäus am 4. November:


SCHLUSSREZITATION (B):  

Herr und Gott,

erhalte in deiner Kirche den Geist,

von dem der heilige Karl Borromäus erfüllt war,

und gib ihr die Bereitschaft,

sich ständig zu erneuern.

Gestalte sie

nach dem Bild deines Sohnes Jesus Christus,

damit die Welt ihn erkennen kann,

der in der Einheit des Heiligen Geistes

mit dir lebt und herrscht in alle Ewigkeit.
 

MUSIK:
Riz Ortolani (1931-) "Fratello Sole"
Marco Frisina (1954-) "La Vera Gioia"


Als Huldigung an Giuseppe Verdi (1813-1901) anlässlich seines 200. Geburstags
erklingt zum Abschluss dessen:
"Pater Noster"

 


Manfred Zips

 




Rezitation: P. Thomas Manalil OFM

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 



 

    

 

 

 

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