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Lange Nacht der Kirchen 2011 in der Minoritenkirche Das Hauptportal der Minoritenkirche Eine Liebeserklärung Gottes in Stein gehauen Meditation für die "Lange Nacht der Kirchen" am 27. Mai 2011 verfaßt von Dr. Manfred Zips Rollen: Erzähler (Dr. Manfred Zips), Rezitatoren (Christiane Zips, Mag. Giacomo Borioni, Pater Wojciech Szczepanski OFM)
Anlässlich der diesjährigen „Langen Nacht der Kirchen“ möchte ich nicht neuerlich unser an Kunstschätzen so reiches Gotteshaus als Ganzes in Form einer Führung präsentieren, sondern ich will mich auf ein besonderes Baujuwel konzentrieren und Ihnen dieses nahebringen – so, wie es vom Erbauer ursprünglich gedacht war, nämlich als religiöses Sinnbild. Um das Westportal der Minoritenkirche in der ihr gebührenden Bedeutung würdigen zu können, ist es notwendig, einen kurzen Blick auf den Gesamtbau des Gotteshauses zu werfen. Die Minoritenkirche ist von der Gesamtkonzeption her ein typischer blockförmiger Bettelordensbau mit sehr hohem, asymetrisch angeordnetem, Satteldach. Dieser markante und für die Wiener Innenstadt äußerst signifikante Baukörper verknüpft sich in sehr harmonischer Weise mit dem dreischiffigen Hallenlanghaus der Kirche aus der Zeit zwischen 1339 und der 2. Hälfte des 14. Jhs., welches in engem Zusammenhang steht mit dem Hallenchor des Wiener Stephansdomes (Albertinischer Chor: 1304 – 1340). Wenden wir uns jetzt der 54 Meter hohen Hauptfassade zu, deren Oberfläche alle übrigen Kirchen Wiens übertrifft. Diese ist horizontal in zwei und vertikal in drei Abschnitte geteilt. Sowohl das Hauptportal wie das rechte, seit 1513 zugemauerte, Seitenportal sind mit Reliefen geschmückt. Rechts erhebt sich ein kleiner Glockenturm, dessen linkes Pendant fehlt. Die drei Fenster weisen verschiedene Verzierungen in den Bogenteilen auf. In der oberen Hälfte der Fassade sind die dekorativen Elemente sehr schlicht.
Das
Zentrum bzw. den künstlerischen Mittelpunkt der Westfassade mit seiner
einzigartigen spätgotischen Dreierportalgruppe bildet natürlich das Hauptportal der Kirche:
Das
Mittelfeld des Portals ist durch Zirkelschläge in drei Felder
unterteilt, wobei im mittleren Teil Christus auf einem
Astkreuz dargestellt
ist. Das Kreuz wächst aus dem nur angedeuteten Felsen Golgotas. |
Meditationen:
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Links sieht man die trauernde Gottesmutter, umgeben und gestützt von zwei Frauen mit Heiligenschein, Maria Magdalena und Maria Cleophae (vgl. Joh 19,25 in der für das Mittelalter maßgebenden lat. Vulgata-Version; griech. Μαρία ή τού Κλωπά); bei der außenstehenden weiblichen Figur handelt es sich wahrscheinlich um Johanna von Pfirt, die Gemahlin Albrechts II.
Im
rechten Feld stehen der Evangelist Johannes sowie der
römische Centurio, der als erster heidnischer Bekenner auf Jesus deutend
sagt: „Er war wirklich der Sohn Gottes“ (Mt. 27,54; Mk.
15,39); an seiner Seite sehen wir einen Bannerträger. Die äußerste Figur
könnte
Herzog Albrecht II.
sein, zumal dieser Mann einen Herzogshut zu tragen scheint. Wir wollen nun jener Strophen gedenken, die den Betrachter auffordern, gemeinsam mit Maria am Leid des gekreuzigten Erlösers Anteil zu nehmen – Mitleid zu empfinden und mitzuleiden – um sich auf solche Weise auf die Parusie, die Wiederkunft Jesu Christi, vorzubereiten: |
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An
der Mittelsäule, die das Portal
teilt, steht eine
Muttergottesstatue, wohl eine der schönsten mittelalterlichen Skulpturen
Wiens. Bei der Betrachtung dieses außergewöhnlichen Kunstwerkes, welches uns
eine freudig gestimmte Gottesmutter vor Augen hält, die das Jesuskind trägt,
wird man vielleicht – bestärkt durch die Darstellung der Verkündigung des
Engels Gabriel an Maria auf den beiden äußeren Kapitellen – an den Jubel und
den Lobpreis Gottes der zukünftigen Mutter Jesu Christi denken, wie ihn uns
das Lukasevangelium im Kap. 1, Vers 46-55 überliefert: Der Evangelist Lukas berichtet, wie Maria nach der Verheißung der Geburt des Gottessohnes durch den Engel Gabriel ihre Verwandte Elisabeth besucht (Lk 1,39-56). Bei der Begrüßung wird Elisabeth vom Heiligen Geist erfüllt und preist Maria sowie das erwartete Kind. Darauf stimmt Maria einen Lobgesang an (Lk 1,46-55), der nach dem Anfangswort der lateinischen Fassung "Magnificat" heißt:
Meine Seele preist die Größe des Herrn, und mein Geist jubelt über Gott, meinen Retter. Denn auf die Niedrigkeit seiner Magd hat er geschaut. Siehe, von nun an preisen mich selig alle Geschlechter. Denn der Mächtige hat Großes an mir getan, und sein Name ist heilig. Er erbarmt sich von Geschlecht zu Geschlecht über alle, die ihn fürchten. Er vollbringt mit seinem Arm machtvolle Taten: Er zerstreut, die im Herzen voll Hochmut sind. Er stürzt die Mächtigen vom Thron und erhöht die Niedrigen. Die Hungernden beschenkt er mit seinen Gaben und lässt die Reichen leer ausgehen. Er nimmt sich seines Knechtes Israel an und denkt an sein Erbarmen, das er unseren Vätern verheißen hat, Abraham und seinen Nachkommen auf ewig.
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Weiterlesen: Betrachtung über den hl. Philippus
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Rechts bzw. links in gleicher Höhe mit der Madonna sieht man den hl. Apostel Philippus (mit Buch und Kreuz), Johannes den Täufer (mit dem Lamm als urkirchlichem Hinweis auf seine Vorhersage des Kommens Christi) und Johannes den Evangelisten (mit Kelch) sowie – auf der rechten Seite - die Heiligen Ursula von Köln (mit Pfeil), Margareta von Antiochien (mit Schwert und Drachen) und Helena, die Mutter Kaiser Konstantins des Großen (mit Kreuz, da ihr nach der Tradition die Auffindung des Kreuzes Christi gelang). Mit dieser figürlichen Ausgestaltung des zentralen Portals spricht der Künstler drei Themenbereiche an: Er akzentuiert erneut die Bedeutung des Kreuzes Christi und umrahmt es heilsgeschichtlich durch den Blick auf die Herabkunft des Mensch gewordenen Wortes Gottes sowie die Erinnerung an zwei weithin verehrte christliche Blutzeugen (Margareta kam wahrscheinlich um 304 in der Diokletianischen Verfolgung ums Leben, Ursula erlitt um 304 oder um 451 den Märtyrertod). Wir dürfen wohl annehmen, dass Bruder Jakob von Paris, der Schöpfer des Portals, die liturgischen Texte zu seinem Programm mitdachte: Joh 14,7-9: In jener Zeit sprach Jesus zu seinen Jüngern: Wenn ihr mich erkannt habt, werdet ihr auch meinen Vater erkennen. Schon jetzt kennt ihr ihn und habt ihn gesehen. Philippus sagte zu ihm: Herr, zeig uns den Vater; das genügt uns. Jesus antwortete ihm: Schon so lange bin ich bei euch, und du hast mich nicht erkannt, Philippus? Wer mich gesehen hat, hat den Vater gesehen. Joh 1,29-34: Am Tag darauf sah Johannes der Täufer Jesus auf sich zukommen und sagte: Seht, das Lamm Gottes, das die Sünde der Welt hinwegnimmt. Er ist es, von dem ich gesagt habe: Nach mir kommt ein Mann, der mir voraus ist, weil er vor mir war. Auch ich kannte ihn nicht; aber ich bin gekommen und taufe mit Wasser, um Israel mit ihm bekanntzumachen. Und Johannes bezeugte: Ich sah, dass der Geist vom Himmel herabkam wie eine Taube und auf ihm blieb. Der mich gesandt hat mit Wasser zu taufen, er hat mir gesagt: Auf wen du den Geist herabkommen siehst und auf wem er bleibt, der ist es, der mit dem Heiligen Geist tauft. Das habe ich gesehen, und ich bezeuge: Er ist der Sohn Gottes. |
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Lesung aus
dem Brief des Apostels Paulus an die Philipper (2,6-11) Christus Jesus war Gott gleich, hielt aber nicht daran fest, wie Gott zu sein, sondern er entäußerte sich und wurde wie ein Sklave und den Menschen gleich. Sein Leben war das eines Menschen; Er erniedrigte sich Und war gehorsam bis zum Tod, bis zum Tod am Kreuz. Darum hat ihn Gott über alle erhöht Und ihm den Namen verliehen, der größer ist als alle Namen, damit alle im Himmel, auf der Erde und unter der Erde ihre Knie beugen vor dem Namen Jesu und jeder Mund bekennt: „Jesus Christus ist der Herr“-
zur Ehre Gottes, des Vaters. Dazu heißt es im Tagesgebet der Kirche zum Fest Kreuzerhöhung: Allmächtiger Gott, deinem Willen gehorsam, hat dein geliebter Sohn den Tod am Kreuz auf sich genommen, um alle Menschen zu erlösen. Gib, dass wir in der Torheit des Kreuzes Deine Macht und Weisheit erkennen Und in Ewigkeit teilhaben an der Frucht der Erlösung.
und das Wort war bei Gott, und das Wort war Gott. Im Anfang war es bei Gott. Alles ist durch das Wort geworden, und ohne das Wort wurde nichts, was geworden ist. In ihm war das Leben, und das Leben war das Licht der Menschen. Und das Licht leuchtet in der Finsternis, und die Finsternis hat es nicht erfasst. Es trat ein Mensch auf, der von Gott gesandt war; Sein Name war Johannes. Er kam als Zeuge, um Zeugnis abzulegen Für das Licht, damit alle durch ihn zum Glauben kommen. Er war nicht selbst das Licht, er sollte nur Zeugnis ablegen für das Licht. Das wahre Licht, das jeden Menschen erleuchtet, kam in die Welt. Es war in der Welt, und die Welt ist durch ihn geworden, aber die Welt erkannte ihn nicht. Er kam in sein Eigentum, aber die Seinen nahmen ihn nicht auf. Allen aber, die ihn aufnahmen,
gab er Macht, Kinder Gottes zu werden
…
Luk 21,12-15:
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Tagesgebet zum 20. Juli, dem Gedenktag
für die heilige
Margareta von Antiochien.
(Bild) Herr, unser Gott, du offenbarst uns in der Bedrängnis die Macht deines Erbarmens. Von dir empfing die heilige Margareta die Gnade, das Martyrium zu bestehen. Stärke auch uns mit deiner Kraft
und lass uns in aller Not auf deine
Hilfe vertrauen.
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Das
rechte Seitenportal ist dem
hl. Franziskus (Bild),
dem Gründer der Minoriten, gewidmet; es stellt – in Annäherung an den von
Giotto geprägten Stil – die Stigmatisierung des Heiligen auf dem Berg La
Verna dar, wie sie als Erster Thomas von Celano beschrieben hat.
Bedauerlicherweise wurden die Häupter des hl. Franziskus sowie des
gekreuzigten seraphischen Christus im Laufe der Geschichte abgeschlagen. Thomas von Celano, der erste Biograph des hl. Franziskus von Assisi beschreibt die hier dargestellte Szene mit folgenden Worten (Cel I,94): Zwei Jahre bevor Franziskus seine Seele dem Himmel zurückgab, weilte er in einer Einsiedelei, die nach dem Ort, wo sie gelegen ist, La Verna heißt. Da sah er in einem Gottesgesicht einen Mann über sich schweben, einem Seraph ähnlich, der sechs Flügel hatte und mit ausgespannten Händen und aneinandergelegten Füßen ans Kreuz geheftet war. Zwei Flügel erhoben sich über seinem Haupt, zwei waren zum Fluge ausgespannt, zwei endlich verhüllten den ganzen Körper. Als der selige Diener des Allerhöchsten dies schaute, wurde er von übergroßem Staunen erfüllt, konnte sich aber nicht erklären, was dieses Gesicht bedeuten solle. Große Wonne durchdrang ihn, und noch tiefere Freude erfasste ihn über den gütigen und gnadenvollen Blick, mit dem er sich vom Seraph betrachtet sah, dessen Schönheit unbeschreiblich war; doch sein Hangen am Kreuz und die Bitterkeit seines Leidens erfüllte ihn ganz mit Entsetzen. Und so erhob er sich, sozusagen traurig und freudig zugleich, und Wonne und Betrübnis wechselten in ihm. Er dachte voll Unruhe nach, was dieses Gesicht wohl bedeute, und um seinen innersten Sinn zu erfassen, ängstigte sich sein Geist gar sehr. – Während er sich mit dem Verstande über das Gesicht nicht klar zu werden vermochte und das Neuartige an ihm stark sein Herz beschäftigte, begannen an seinen Händen und Füßen die Male der Nägel sichtbar zu werden in derselben Weise, wie er es kurz zuvor an dem gekreuzigten Mann über sich gesehen hatte. Da im Vorjahr im Rahmen der „Langen Nacht in der Minoritenkirche“ Franz von Assisi und sein Werk ausführlich gewürdigt wurden – die Meditation kann inzwischen auf unserer Homepage nachgelesen werden – wollen wir uns hier nur wenige Abschnitte aus seinem autobiographischen „Testament“ in Erinnerung rufen. In diesem Lebensrückblick will er seinen Brüdern eine ‚Erinnerung, Ermahnung, Aufmunterung’ hinterlassen, durch welche er ihnen zeigen möchte, dass man auch in der je eigenen Gegenwart ein Leben nach dem Evangelium führen könne. Um dies zu erläutern, verweist der „Poverello“ auf die seines Erachtens wichtigsten Stationen seines Lebens:
So hat der Herr mir, dem Bruder
Franziskus, gegeben, das Leben der Buße zu beginnen: denn als ich in Sünden
war, kam es mir sehr bitter vor, Aussätzige zu sehen. Und der Herr selbst
hat mich unter sie geführt, und ich habe ihnen Barmherzigkeit erwiesen. Und
da ich fortging von ihnen, wurde mir das, was mir bitter vorkam, in
Süßigkeit der Seele und des Leibes verwandelt. Und danach hielt ich eine
Weile inne und verließ die Welt. Und der Herr gab mir in den Kirchen einen
solchen Glauben, dass ich in Einfalt so betete und sprach: „Wir beten dich
an, Herr Jesus Christus – in allen deinen Kirchen, die in der ganzen Welt
sind - und preisen dich, weil du durch dein heiliges Kreuz die Welt erlöst
hast … Und nachdem mir der Herr Brüder gegeben hat, zeigte mir niemand, was
ich zu tun hätte, sondern der Höchste selbst hat mir geoffenbart, dass ich
nach der Vorschrift des heiligen Evangeliums leben sollte. Und ich habe es
mit wenigen Worten und in Einfalt schreiben lassen, und der Herr Papst hat
es mir bestätigt. Und jene, die kamen, dies Leben anzunehmen, gaben alles,
was sie hatten, den Armen … Und sehr gern blieben wir in den Kirchen. Und
wir waren ungebildet und jedermann untertänig. Und ich arbeitete mit meinen
Händen und will arbeiten; und es ist mein fester Wille, dass alle anderen
Brüder eine Handarbeit verrichten, die ehrbar ist … Und wenn uns einmal der
Arbeitslohn nicht gegeben würde, so wollen wir zum Tisch des Herrn Zuflucht
nehmen und Almosen erbitten von Tür zu Tür. Der Herr hat mir geoffenbart,
dass wir als Gruß sagen sollen: „Der Herr gebe dir den Frieden“ … Und die
Brüder sollen nicht sagen: Dies ist eine andere Regel; denn dies ist eine
Erinnerung, Ermahnung, Aufmunterung und mein Testament, das ich, der ganz
kleine Bruder Franziskus, euch, meinen gebenedeiten Brüdern, aus dem Grunde
mache, damit wir die Regel, die wir dem Herrn versprochen haben, besser …
beobachten. |
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Im rechten Feld sieht man Antonius von Padua, Klara von Assisi sowie Elisabeth von Thüringen als Repräsentanten der drei Zweige des Franziskanerordens. Über den drei Heiligen kann man einen Engel wahrnehmen, Symbol für das göttliche Wohlgefallen an der franziskanischen Bewegung. Antonius von Padua (Bild / LNK-Meditation) sah den Ordensgründer Franziskus wahrscheinlich nur beim Generalkapitel von Assisi des Jahres 1221. Umgekehrt ist der gebürtige Portugiese dem Stifter sicher nicht aufgefallen, da jener bei dieser Versammlung in keiner Weise in Erscheinung trat. Doch man erzählte Franziskus später von der großen Gelehrsamkeit des Antonius, und tatsächlich gestattete der „Poverello“ in einem uns erhaltenen Brief (wahrscheinlich aus dem Jahre 1224) dem jungen Mitbruder, den er ehrfurchtsvoll als „mein Bischof“ ansprach, unter bestimmten Bedingungen die Theologie im Orden zu lehren: Brief an den heiligen Antonius: Dem Bruder Antonius, meinem Bischof, wünsche ich, Bruder Franziskus, Heil. Ich erlaube dir, dass du den Brüdern die heilige Theologie vorträgst, wenn du nur nicht durch dieses Studium den Geist des Gebetes und der Hingabe auslöschest, wie es in der Regel steht. Doch warum hat Bruder Jakob von Paris gerade Antonius von Padua zum Repräsentanten des männlichen Ordenszweiges gewählt? Es gab für diese Entscheidung wahrscheinlich zwei Gründe: Zum einen war der gelehrte und wortgewandte Portugiese, der zuletzt in Padua seine endgültige Heimat gefunden hatte, der zweite franziskanische Heilige nach dem Gründer, welcher ja bereits auf der linken Seite des Tympanons zu sehen ist, und zum anderen gab es natürlich engste Kontakte der vorwiegend italienischen Minoriten in Wien zur Wahlheimat des Antonius und zu der bereits damals hochberühmten „Basilica del Santo“. Dort war kurz nach dem Tode des gelehrten Minoriten – Antonius starb am 13. Juni 1231 und wurde am 30. Mai 1232 in Spoleto heiliggesprochen - eine „Confraternita di S. Antonio“ gegründet worden, und diesem Beispiel folgte man schließlich im Jahre 1652 auch in Wien durch die Schaffung einer Bruderschaft des hl. Antonius.
Klara von Assisi (Bild) gründete mit der Hilfe Francescos den Orden der Armen Frauen als zweiten Zweig der franziskanischen Bewegung. Sie wurde um das Jahr 1193 geboren und stammte aus der angesehenen adeligen Familie der Offreduccio. Im Alter von 18 Jahren floh das Mädchen aus ihrem Elternhaus neben der damals in Bau befindlichen Kathedrale San Rufino. In der kleinen „Portiuncola“-Kirche unterhalb der Stadt legte sie vor Franziskus und seinen Mitbrüdern die Gelübde von Armut, Keuschheit und Gehorsam ab. Die Benediktiner von S. Angelo überließen den ersten Klarissen das Kirchlein S. Damiano, wo Klara als Äbtissin der rasch anwachsenden klösterlichen Gemeinschaft vorstand. Kurz vor ihrem Tode am 11. August 1253 bestätigte Papst Innozenz IV. ihre äußerst strenge, am franziskanischen Ideal orientierte, Ordensregel. 1255 wurde sie heiliggesprochen. Erst vor wenigen Jahrzehnten wurde in einem Klarissenkloster bei Verona das von Franziskus gegen Ende seines Lebens komponierte Mahnlied für die Schwestern der heiligen Klara entdeckt. Das altitalienische Lied, dessen Melodie wir nicht kennen, wird in der Handschrift mit dem lateinischen Satz eingeleitet:
Haec verba fecit beatus Franciscus in vulgari. Die folgenden Worte verfasste der selige Franziskus in der Volkssprache
Hört, kleine Arme, vom Herrn berufen, die ihr aus vielen Gebieten und Landen seid vereint: lebt immer so in der Wahrheit, dass ihr im Gehorsam sterbt. Schaut nicht nach dem Leben draußen! Denn jenes nach dem Geiste ist besser. Ich bitte euch in großer Liebe: übt Sorgfalt mit den Almosen, die der Herr euch gibt! Jene Schwestern, die von Krankheit beschwert sind, und die anderen, die für sie ermüdet sind: ihr alle, harret aus in Frieden! Denn um teuren Preis werdet ihr verkaufen solche Mühsal, da jede gekrönt wird im Himmel als Königin – mit Maria, der Jungfrau.
Barmherziger Gott, aus Liebe zu dir hat die heilige Klara ein Leben der Armut geführt. Hilf uns auf ihre Fürsprache, dass wir unsere Wünsche mäßigen und mit ganzer Hingabe Christus nachfolgen, damit wir im Himmel dich, unser höchstes Gut, schauen dürfen.
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Elisabeth von Thürigen
(Bild) war die Tochter von König Andreas II.
von Ungarn und Gertrud von Kärnten – Andechs-Meran. Als Vierjährige
wurde sie 1211 mit dem damals elf Jahre alten Thüringer Landgrafensohn
Hermann verlobt und zur Erziehung in deutscher Umgebung nach Thüringen
geschickt. Doch Hermann starb schon 1216 und so verheiratete man sie
schließlich 1221 mit dessen jüngeren Bruder Ludwig. Die glückliche Ehe
dauerte aber nur sechs Jahre, da der Landgraf in Brindisi starb, bevor er
sich als Kreuzfahrer ins Heilige Land einschiffen konnte. Elisabeth widmete
sich jetzt ganz dem Dienst an den Armen. Von ihrem Schwager Heinrich Raspe
von der Wartburg vertrieben, da sie öffentliche Gelder für Almosen
verschwende, gründete sie mit ihrem Witwenvermögen 1229 in Marburg ein
Spital und arbeitete dort selbst als Pflegerin bis zu ihrem frühen Tod am
17.11.1231. Im Jahre 1235 wurde sie durch Papst Gregor IX. heiliggesprochen.
Wahrscheinlich war sie Mitglied der von Konrad von Marburg geleiteten
Hospitalitergemeinschaft und nicht Tertiarin des Franziskanerordens wie
unser Portal nahelegt, doch ganz ohne Zweifel übte die minoritische Bewegung
auf Elisabeth einen sehr großen Einfluss aus.
Wir wollen unsere meditative Betrachtung vor dem Westportal
der Minoritenkirche „Maria Schnee“ mit dem Tagesgebet zum 19. November
beschließen: Gott, du Vater der Armen, du hast der heiligen Elisabeth ein waches Herz für die Armen gegeben, in denen sie Christus erkannte und verehrte. Auf ihre Fürsprache gib auch uns den Geist deiner Liebe Und leite uns an zu helfen, wo Menschen in Not und Bedrängnis sind.
Manfred Zips |