Kaiser Ferdinand II
Gemälde von Justus Sustermans
Guglielmo Lamormaini SJ
Gründer der Italienischen Kongregation

Ehemalige Jesuiten-Kirche Am Hof,
die erste Heimat der Italienischen Kongregation
(
Bild: Welleschik, cc-by-sa 3.0)
                      
Ausschnitt des Wiener Stadtplans
von Werner Arnold Steinhausen (1710):
(1) Jesuiten-Kirche mit Professhaus (Kloster) am Platz Am Hof,
(2) Kapelle der 1625 gegründeten jesuitischen Herrenbruderschaft, (3) Kapelle der Italienischen Kongregation nebst der Bognergasse

 



Magdalenenkapelle am Stephansplatz
im Jahr 1609                           und heute
Kirche der Confraternita del Sovvegno
Bild rechts: Thomas Ledl, cc-by-sa 3.0 at



Giovanni Evangelista Milani,
Vereinigung von Arciconfraternita und Congregazione


Vereinigung von Congregazione Italiana
und Arciconfraternita del Sovvegno (Link)


 


Kaiser Joseph II. u. seine Mutter Maria Theresia v. Österreich




 


Dankrede von Dr. Ignaz Wurz (Link)
Anlässlich der Einweihung der Minoritenkirche 1786




Mosaik vom letzten Abendmahl von Giacomo Raffaelli, Detail
Bild: Alberto Fernandez Fernandez cc-by-sa 3.0 cc-by 2.5

 

  
Siegel der 'Congregazione Italiana'

 

Geschichte der Kongregation

Die Congregazione Italiana wurde 1625/26 vom Jesuiten Guglielmo Lamormaini (Vita), Professor an der Universität Wien und Beichtvater von Kaiser Ferdinand II., gegründet.

Sie hielt vorerst ihre Versammlungen und Andachtsübungen in einem Oratorium des Jesuitenklosters am Hof ab, doch schon bald übersiedelte die Gemeinschaft in eine Kapelle in der Bognergasse (Info), wo sie bis 1773 blieb. (Bild)

Die überaus straffe und rigide Führung der Kongregation durch die Jesuiten, welche den gesamten Vorstand mit dem Präfekten, zwei Assistenten, vier Räten und einem Sekretär ernannten, beschwor eine gefährliche Krise innerhalb der Gemeinschaft herauf, so dass zu Ende des 17. Jahrhunderts sogar die Auflösung der Vereinigung drohte.

Diese schwierige Situation dauerte  letztendlich bis zum Jahre 1773 an, als der Jesuitenorden durch Papst Clemens XIV. vorübergehend aufgehoben wurde. Eine Abschrift der päpstlichen Erklärung dieses Inhalts befindet sich im Archiv der Kongregation. Zwar erlangte die Congregazione auf solche Weise ihre Freiheit, sie büßte jedoch gleichzeitig auch die Möglichkeit ein, sich in der  Bognergasse zu versammeln, da die Regierung jene Kapelle in Beschlag nahm.

Um dieser Zwangslage abzuhelfen, bemühte sich die Gemeinschaft, in der heute nicht mehr existierenden minoritischen Katharinenkapelle (Info) am Ballhausplatz, welche im Volk seit dem 13. Jahrhundert als „italienische Kirche“ bekannt war, ein neues Zuhause zu finden, was dank einer Vermittlung der "Kaiserin" Maria Theresia tatsächlich gelang.

Am 1. Februar 1775 wurde das Kirchlein zu Ehren der „Madonna della Neve“ (‚Maria Schnee’) eingeweiht.
Davon berichtet das Jahrbuch der Wällschen Nationalkirche, welches sich im Archiv der Kongregation befindet. Trotz dieser schlussendlich positiven Entwicklung besteht dennoch Grund zur Annahme, dass in jener unruhigen Zeit alte Dokumente der Gemeinschaft verschwunden sind.

Im Jahre 1690 wurde die Confraternita del Sovvegno (Emblem), eine italienische Hilfsbruderschaft gegründet, die es sich zum Ziel setzte, armen und kranken Mitgliedern beizustehen. Da deren Gotteshaus, die Magdalenenkirche nächst St.Stephan, 1781 ein Opfer der Flammen geworden war, übersiedelte die Bruderschaft ebenfalls in das Kirchlein
„Maria Schnee“ auf dem Ballhausplatz. Im Archiv befindet sich noch das Schreiben der „Arciconfraternita del Sovvegno“ an Kaiser Joseph II. vom Jahre 1781 mit der Bitte um Zuweisung der „Chiesa italiana vicino alli Minoriti“.

Schließlich kam es 1783 zur Vereinigung (Link) der beiden Interessensgruppen, vorerst unter dem Namen Unione nazionale italiana und dann unter der endgültigen Bezeichnung Congregazione della Chiesa nazionale italiana.
Damals war Giovanni Evangelista Milani (1729-1808) Präfekt der Kongregation, wohl bis zur Gegenwart die bedeutendste Persönlichkeit an der Spitze der Vereinigung.
Er stammte aus Ferrara und war Kaffeehausbesitzer auf dem Kohlenmarkt. Im Archiv befinden sich zahlreiche Zeugnisse seines Wirkens für die italienische Gemeinschaft.

Doch der jetzt erreichte Zustand sollte nicht von langer Dauer sein. Schon bald nach dem Zusammenschluss der beiden italienischen Gesellschaften, im Jahre 1783, befahl Joseph II. die Übersiedlung der Minoriten in die frühere Kirche der Trinitarier in der Alser-Vorstadt und übertrug die nun frei gewordene Minoritenkirche mit Dekret vom 3. Juni 1784 auf die Congregazione.

Im Archiv befinden sich zwei Abschriften dieses Erlasses, in dem geschrieben steht, ‚Seine Majestät’ habe bewilligt, dass ‚der Nation’ „die Ehemalige Minoriten Kirche eingeraumet werde“, da die bisher in Verwendung stehende Kapelle für die etwa 7000 in Wien lebenden Italiener zu klein sei. Dafür wurde der Gemeinschaft jedoch die „Cappella italiana“ entzogen. Erneut oblag es nun der Congregazione, ein Gotteshaus, nun aber eine Riesenkirche, zu restaurieren, ein Umstand, der die Gemeinschaft in große Schulden stürzte.

Nach der gründlichen Neugestaltung der Kirche durch den Hofarchitekten Johann Ferdinand Hetzendorf v.Hohenberg fand am 16. April, am Ostersonntag des Jahres 1786, die feierliche Einweihung der umgestalteten, nunmehr ehemaligen, Minoritenkirche zu Ehren der Madonna  della Neve statt.
(Foglietto: Link, Wiener Zeitung: Link)

In Zukunft erfreute sich die italienische Kongregation mehrfach des besonderen Wohlwollens des Kaiserhauses.
So überließ ihr Kaiser Ferdinand im Jahre 1847 das von Giacomo Raffaelli im Auftrag Napoleons angefertigte und von Franz II. (I.) erworbene Mosaik vom letzten Abendmahl, und 1853 trat Kaiser Franz Joseph der Congregazione bei. Letzterer bezahlte jedes Jahr den auswärtigen Fastenprediger, wofür er von der italienischen Vereinigung zu Maria Lichtmess sowie am Palmsonntag die geweihte Kerze bzw. den Ölzweig erhielt. Im ‚Goldenen Buch’ der Kongregation hat der Monarch mit „Francesco Giuseppe“ unterschrieben.

Schließlich sei noch erwähnt, dass die Congregazione 1957 den Beschluss fasste, wieder die Minoriten mit der Abhaltung des Gottesdienstes zu betrauen. Durch die Verfügung des Wiener erzbischöflichen Ordinariates vom 1. Dezember 1957 trat dieser Beschluss offiziell in Kraft. Seit Februar 2019 werden die Hl. Messen der Italienischen Gemeinde Wiens in der Minoritenkirche wieder wie früher durch Diözesanpriester gefeiert.

M. Zips

Der historisch-kunstgeschichtliche Führer
der Minoritenkirche ist hier erhältlich

 

  Seitenspiegel

Die Statuten der Italienischen Kongregation
Mitgliedschaft in der Italienischen Kongregation
Geschichte der Kongregation
Die Räumlichkeiten der Kongregation
Archiv der Italienischen Kongregation
Italienische Schule bei der Minoritenkirche

Aktuelle Aktivitäten und Veranstaltungen

 
 
Erste Seite des Libro d'Oro (Link)
mit Darstellung des Altares der ersten Kapelle
der Italienischen Kongregation

Die Inschrift am Altartuch erinnert an die Einrichtung der italienischen Kapelle 1635 unter dem Titel "Santa Maria Presentata" - Darstellung Mariens - und an das 1672 erneuerten Patrozinium des
hl. Rochus
        



"Jahrbuch der Wällschen Nationalkirche":
Maria Theresia und Joseph II. übertragen die Katharinenkapelle der Italienischen Kongregation. (Link)


Katharinenkapelle am Ballhausplatz
als Kirche des Kaiserspitals
mit Eingang im Westen



 Katharinenkapelle 1776
 als Kirche der Ital. Kongregation
mit Eingang im Osten
und dem Kongregationshaus (rechts)



Abschrift der Schenkungsurkunde Joseph II.
der ehemaligen Minoritenkirche an die Ital. Kongregation
vom 3. Juni 1784


"So bewilligen seine Majestät das derselben
die ehemalige Minoriten Kirche eingeraumet werde
"

Ansicht der Minoritenkirche am Minoritenplatz,
die heutige Kirche der Italienischen Kongregation,
die Italienische Nationlkirche Wiens

 
 

Kaiser Ferdinand Kaiser Franz Joseph I.

     
                  




 

Zum Weiterlesen:
Archiv der Kongregation
Die Heiligen der Kongregation
390 Jahre Italienische Kongregation
Die Geschichte der Katharinenkapelle
230 Jahre italienische Minoritenkirche
Festrede zur Jubiläumsausstellung 230 Jahre