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Lange Nacht der Kirchen 2014
Zweiter Erzähler: Ein bedeutender Hoffnungsträger des katholischen Glaubens war in der Zeit schwerer Umbrüche und Krisen zwischen dem 18. und 19. Jh. unser heutiger Wiener Stadtpatron Klemens Maria Hofbauer (Vita). Geboren wurde er am 26. Dezember 1751 in Taßwitz, Tasovice, bei Znaim in Südmähren. Er war das neunte von zwölf Kindern eines böhmischen Viehzüchters und Fleischermeisters Namens Pavel Dvorak und wurde auf den Namen Johannes getauft. Den Namen Hofbauer, der die deutsche Entsprechung zu Dvorak ist, hatte sein Vater anläßlich der Hochzeit und nach dem Umzug nach Mähren angenommen. Nach dem frühen Tod des tschechischen Vaters zog Klemens’ deutschsprachige bauernstämmige Mutter, eine geborene Steer, den damals sechs Jahre alten Buben alleine auf. Sie war eine fromme Frau. Dieser Umstand ließ in Hofbauer – ebenso wie sein Dienst als Ministrant in der örtlichen Pfarrkirche – schon früh das Erwachen einer priesterlichen Berufung spürbar werden. Da nicht genug Geld für eine entsprechende Ausbildung vorhanden war, konnte Klemens allerdings seiner Berufung erst spät nachkommen. Mit 16 Jahren absolvierte er in Znaim eine Bäckerlehre und erlernte zunächst dieses Handwerk. Nach Abschluß dieser Ausbildung nahm er eine Stelle im Prämonstratenserstift Klosterbruck an, wo er die Gelegenheit erhielt die dortige Klosterschule zu besuchen. In jener Zeit begab er sich in Eremitage und es gelang ihm auch drei Pilgerreisen nach Rom zu unternehmen. 1783 nahm er als Zweiunddreißigjähriger anläßlich einer weiteren Wallfahrt nach Rom, mit dem Einverständnis des späteren Papstes Pius VII. - dem damaligen Bischof von Tivoli Barnabà Chiaramonti -, als Eremit seinen Wahlnamen Clemens Maria an. Diesen behielt er bis zu seinem Tod bei. Erster Erzähler: Das 1779 an der Universität Wien begonnene Theologiestudium, das er durch seine Arbeit beim Bäckermeister Weyrig finanzierte, beendete er 1784 in Rom. Er lernte im selben Jahr Thaddäus Hübl kennen mit dem er in den Redemptoristenorden eintrat und am 29. März 1785 in Alatri in Latium, 84 km östlich von Rom zum Priester geweiht wurde. Zurück im damaligen Heiligen Römischen Reich sollte er sich hier für die Errichtung einer Niederlassung des Redemptoristenordens einsetzen, was sich aber aufgrund der restriktiven Maßnahmen Kaiser Joseph II. als sehr schwierig herausstellte.
Hofbauer und Hübl wählten deshalb als
neuen Wirkungsbereich das Königreich Polen, wo ihnen auf Vermittlung des
Nuntius 1787 durch König Stanislaus
Poniatowski die Pfarre St. Benno in
Warschau für die Seelsorge der deutschsprachigen Bevölkerung zur Verfügung
gestellt wurde. Hier war Hofbauer ab 1788 als Generalvikar seines Ordens für
den Norden Europas zuständig, er gründete mit seinen Ordensbrüdern eine
Schule für arme Kinder, eine Handarbeitsschule für Mädchen und ein
Waisenhaus. Damals richtete er die sogenannte „immerwährende Mission“ ein, -
eine den ganzen Sonntag andauernde Abfolge von Heiligen Messen und
Predigten, verbunden mit Orchesteraufführungen, die den Gläubigen einen
fruchtbaren Boden für ein lebendiges Glaubensleben aufbereiten sollte. Sein
Wirken strahlte von hier aus weit in die umgebenden Länder. |
Meditationen: • Antonius von Padua (2009) • Giordano da Giano (2009) • Jacopone von Todi (2009) • Franziskus (2010) • Coelestin V. (2011) • Westportal (2011) • Ludwig von Toulouse (2012) • Heilige der Kongregation (2013) • Heilige Cäcilie (2014) • 790 Jahre Minoriten (2014) • 230 Jahre Maria Schnee (2014) • Klemens M. Hofbauer (2014) • Katharinenkapelle (2015) • 390 Jahre It. Kongregation (2015) • Frauen im Banne der Minoritenkirche (2016) • Eine Liebeserklärung in Stein (2016) • Franziskus v. Assisi (2018) L.N.K. in der Minoritenkirche
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Zweiter Erzähler: Von 1802 bis 1805 wirkte Hofbauer dann in Jestetten, heute Teil des Landkreises Waldshut des jetzigen Bundeslandes Baden-Württemberg. Dort gründete er das Kloster Berg Tabor, folgte aber dann den Bitten von Gläubigen aus Triberg im Schwarzwald und übernahm mit Unterstützung von Erzherzog Ferdinand, von Mai bis August 1805 die Seelsorge der dortigen Wallfahrtskirche Maria in der Tann. - Dank einer Sondergenehmigung blieben Wallfahrten zu dieser Kirche, trotz des 1783 durch Kaiser Joseph II. erfolgten generellen Verbots von Pilgerfahrten, möglich. Ignaz von Wessenberg entzog Klemens jedoch nach nur drei Monaten die Erlaubnis, sodaß er wieder wegziehen mußte. Die Gründung einer Niederlassung in Babenhausen blieb Hofbauer durch die Opposition des Ministers und Aufklärers Maximilian von Montgelas untersagt. Somit kehrte Hofbauer 1807 nach Warschau zurück. Im selben Jahr starb sein priesterlicher Kamerad Hübl an Typhus. Als schließlich 1808 das napoleonische Regime die Redemptoristen aus Warschau vertrieb, kehrte Hofbauer über Küstrin nach Wien zurück. Erster Erzähler: In Wien angelangt wurde Klemens, aufgrund der mitgebrachten religiösen Wertgegenstände, als vermeintlicher Kirchendieb verhaftet, doch auf Vermittlung Bischof Hohenwarts (1730-1820) schon nach drei Tagen aus der Haft entlassen. Einmal in das Räderwerk der Justiz geraten, wurde Hofbauer von nun an auch weiterhin streng überwacht. Auf der Suche nach einer Unterkunft vermittelte ihm sein alter Arbeitgeber, Bäckermeister Weyring eine vorübergehende Bleibe in einer Wohnung in der Alser Vorstadt, heute Teil des 8. Bezirks. In der Zeit von 1808 bis 1813 wirkte Hofbauer als Seelsorger in unserer Wiener Minoritenkirche. Die Stelle als Hilfspriester hatte ihm der Präfekt der italienischen Kongregation Josef Freiherr von Penkler (1751-1830) vermittelt. Gemeinsam mit Domherr Joseph Anton Siegmund von Beroldingen (1738-1816) unterstützte er das Wirken des zukünftigen Heiligen. Hofbauer wohnte damals gemeinsam mit seinem Mitbruder Martin Stark in einer Zwei-Zimmer-Wohnung im sogenannten Welschen Haus, eine der heute nicht mehr existierenden Anbauten an die Minoritenkirche. Der damalige Kirchenrektor der italienischen Nationalkirche Caselli überließ Klemens fast alle Geschäfte der Kirchendirektion, weshalb er von vielen als eigentlicher Rektor angesehen wurde. Zweiter Erzähler: Aufgrund der napoleonischen Kriege war dies eine schwere Zeit für die Minoritenkirche: 1809 fand eine Zwangsräumung des Gotteshauses statt, da man eine Lagerhalle für Stroh, Heu und verschiedene Gerätschaften benötigte. Die kurz darauf einrückenden Franzosen verwandelten die Kirche in ein Proviantmagazin. Zwei Drittel des Fußbodens wurden durch das Rollen von Fässern sowie durch das Einfahren von Wagen zertrümmert. In der Mitte der Kirche war eine breite Vertiefung ausgegraben worden und weitere Teile des Fußbodens zerstörte ein im Gotteshaus aufgestellter Ofen. Erst am 18. April 1810 erhielt der damalige Präfekt der Minoritenkirche, Josef Freiherr von Penkler, wieder die Kirchenschlüssel zurück.
Als Napoleon 1809 Wien belagerte, erlebte
Hofbauer in der Nacht zum 12. Mai in Weyrigs Bäckerhaus „zur eisernen Birne“
in der Johannesgasse, den schrecklichen Beschuß der Stadt durch die 2800
Haubitzen der Franzosen. In jenen Tagen diente Klemens in den Spitälern als
Seelsorger für die Verwundeten. |
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Textauszug aus dem Brief Hofbauers Rezitator A: … Man muß einen Mann schicken, der eine fundierte Bildung besitzt, eine solide Frömmigkeit und Tugend, und ein reines italienisch spricht; denn in Wien ist die Zahl der Italiener sehr groß, sie geht über mehrere Tausend hinaus, und außerdem spricht der ganze Adel und ein Großteil der Bürger Italienisch. Die gebürtigen Italiener stehen allerdings in Wien nicht im Ruf, sehr tugendhaft zu sein, und wegen des großen Verfalls der Sitten sind sie bei den Wienern schlecht angesehen. Aus diesem Grund hätte der Prediger, der voll Eifer ist für das Heil der Seelen und die Ehre Gottes, ein weites Arbeitsfeld, um durch Wort und Beispiel unzählig Gutes zu wirken. Daher müßte er ein Mann von solider Tugendhaftigkeit sein und die Frömmigkeit pflegen, besonders weil er dort überall empfangen wird und Zugang zu allen Großen hat; denn ich habe den Klerus nirgends so in Ehren gesehen, wie in Wien. … Obwohl schon seit mehr als dreißig Jahren, schon unter Maria Theresia, viele Lehrstühle der Universität sich in den Händen von Professoren befanden, die Feinde des christlichen Namens waren, und Wien geradezu das Nest genannt werden kann, aus dem viele Feinde des christlichen Glaubens, besonders in der Zeit des Kaisers Josef, entsprossen sind, so habe ich trotzdem nirgends eine solche Frömmigkeit und Andacht gefunden, wie dort. …
MUSIK:
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Erster Erzähler: Am 9. März 1820 zelebrierte Clemens Maria Hofbauer in unserer Minoritenkirche seine letzte Heilige Messe. Er verstarb am 15. März desselben Jahres in Wien, neunundsechzigjährig. Im selben Jahr erlaubte Kaiser Franz - endlich - das Wirken des Redemptoristenordens. Ein Wunschtraum Hofbauers hatte somit seine Erfüllung gefunden. Klemens wurde auf eigenem Wunsch im 1784 angelegten sogenannten Romantikerfriedhof (Bild) nahe der Wallfahrtskirche Maria Enzersdorf beerdigt, dessen Grund Freiherr von Penkler gestiftet hatte. Hier hatte auch Klemens’ großes Vorbild, der Jesuit Pater Diessbach 1789 seine letzte Ruhestätte gefunden. 1862 erfolgte die Überführung der sterblichen Überreste des zukünftigen Wiener Stadtpatrons in die Kirche Maria am Gestade (Link) im ersten Wiener Gemeindebezirk, wo auch heute noch seine Reliquien ruhen. Papst Leo XIII. sprach Klemens Maria Hofbauer am 29. Jänner 1888 selig und der heilige Papst Pius X., dessen hundertsten Todesjahres wir heuer ebenfalls begehen, erhob ihn am 20. Mai 1909 zur Ehre der Altäre. An das Wirken Klemens Maria Hofbauers in der Minoritenkirche erinnert heute ein 1913 durch den Bildhauer Virgil Rainer geschaffenes und 1958 durch Oskar Thiede erneuertes Denkmal. Es befindet sich an der nordöstlichen Außenseite der Minoritenkirche vor dem Mittelfenster der heutigen Antoniuskapelle. Zum Abschluß hören wir die Worte von Introitus, Tagesgebet, Graduale und Stillgebet am Tag des Heiligen Klemens (15. März):
Introitus: Rezitator B: Wie die Palme steht der Gerechte in Blüte, in der Fülle der Kraft wie die Libanonzeder, gepflanzt im Hause des Herrn, in den Höfen des Tempels unseres Gottes. Gut ist’s den Herrn zu preisen und Deines Namens Lob zu singen, Allerhöchster. Ehre sei dem Vater und dem Sohne und dem Heiligen Geiste, wie es war im Anfang, so auch jetzt und alle Zeit und in Ewigkeit Amen.…
TAGESGEBET: Rezitator A: Gütiger Gott, in der Sorge für dein Volk hast du den heiligen Klemens Maria Hofbauer mit besonderem Eifer für die Seelen erfüllt und durch ihn den Reichtum deiner Gnade verkündet. Hilf uns auf seine Fürsprache, den Glauben zu bewahren, den er gelehrt, und den Weg zu gehen, den er uns durch sein Leben gewiesen hat. Darum bitten wir durch Jesus Christus, Deinen Sohn, unseren Herrn und Gott, der in der Einheit des Heiligen Geistes mit Dir lebt und herrscht in alle Ewigkeit. Amen. Rezitator B: In des Gerechten
Mund ist Weisheit und seine Zunge spricht Gerechtigkeit.
Stillgebet: Rezitator A: Wir bitten Dich, Herr: jenes
Feuer der Hingabe möge uns entzünden, von dem der Amen.
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Maria am Gestade Bild: Doronenko, cc-by-sa 3.0 Klemenskapelle in Maria am Gestade Bild: © cssr.at
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Fünfherrenamt und Festpredigt zu Ehren des Hl. Clemens Maria Hofbauer am 15.03.2024 |
(*) Sechs der Acht Fenster-Ovale in der Klemenskirche Taßwitz,
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