Siegel der Italienischen Kongregation
"Beatae Mariae Virginis ad Nives"





Emblem des Jesuitenordens
Monogramm: Jesus Hominum Salvator


Detail: Wien-Plan von Joseph Nagl aus 1770
Alte Wiener Jesuitenkirche und
vermutl. Lage der Kapelle in der Bognergasse



Papst Clemens XIV.
Gian Vincenzo Antonio Ganganelli OFM.


Siegel der Italienischen Kongregation
mit dem Datum 1775


Kaiser Josef II

Lange Nacht der Kirchen 2014
in der Minoritenkirche



1224 - 1784 - 1914 Drei Daten, drei Jubiläen:

1784: 230 Jahre Schenkung der ehemaligen Minoritenkirche
an die Italienische Kongregation


Meditation
für die "Lange Nacht der Kirchen" am 23. Mai 2014

Verfasser: Mag. Borioni / Dr. Zips

Rollen:

Erster Erzähler  (Mag. Giacomo Borioni),
Zweiter Erzähler  (Dr. Manfred Zips),

Musik:
Dr. Eberhard Kummer (Harfe, Drehleier)





 

Zweiter Erzähler: Und nun zu unserem zweiten hauseigenen Gedenkjahr, der 230. Wiederkehr der Schenkung des ursprünglich minoritischen Gotteshauses durch Kaiser Joseph II. an die Italienische Kongregation.

In der Meditation des vergangen Jahres konnten wir einen sehr detaillierten Blick in die Geschichte der Kongregation und ihrer Heiligen werfen. Diese Darstellung kann man jetzt auf unserer Internetseite nachlesen, daher sei hier nur kurz der diesbezüglichen Eckdaten gedacht. - Erinnern wir uns daran wie alles begann und wie es zur Schenkung kam:

Erster Erzähler: Die Congregazione Italiana selbst blickt auf eine bald schon 390 jährige Geschichte zurück.
Gegründet wurde sie 1625/26 vom Jesuitenpater Guglielmo Lamormaini (Info), Professor an der Wiener Universität und Beichtvater Kaiser Ferdinands II.

Sie wurde von der „Gesellschaft Jesu“ straff geführt und die Ernennung ihres Vorstands lag zur Gänze in der Hand des Jesuitenordens. Das seelsorglich liturgische Zentrum der Vereinigung befand sich damals zunächst in einem Oratorium des Jesuitenklosters am Hof, kurze Zeit später hat man dann der italienischen Gemeinschaft eine jesuitische Kapelle in der Bognergasse (Info) zugewiesen.

Mit der am 21. Juli 1773 erfolgten Auflösung des Jesuitenordens durch den franziskanischen Papst Clemens XIV. endete die jesuitische Epoche der Kongregation. Das jesuitenfeindliche Klima jener Zeit mag in Folge auch mitverantwortlich gewesen sein für den Verlust des Großteils der schriftlichen Unterlagen aus der Gründungszeit der italienischen Kongregation.

Zweiter Erzähler: Die Kongregation erhielt durch Vermittlung Maria Theresias bald einen Ersatz für ihren Meßstandort und zwar die Katharinenkapelle (Info) neben der Minoritenkirche, die seit dem Mittelalter in Wien auf Grund der von hier aus wirkenden – ursprünglich italienischen Minoriten - als italienische Kirche bekannt war. Dieses kleine Gotteshaus wurde auf die Kongregation übertragen, umgestaltet und schließlich am
1. Februar 1775
im Rahmen einer Festmesse, die das prominente Mitglied der Kongregation Antonio Salieri dirigierte, zu Ehren von Maria Schnee als italienische Nationalkirche eingeweiht. Dieses Datum ziert auch das Siegel der Kongregation.

Das im Zuge der zahlreichen josephinischen Klosteraufhebungen enteignete Kloster der Trinitarier in der Alserstraße hatte 1783 Kaiser Joseph II. dem Minoritenorden als neuen Konvent übertragen. Die durch diese Übersiedlung freigewordene und „verstaatlichte“ Minoritenkirche stand somit zu einer neuen Verwendung bereit.

Da im Jahre 1783 die 1690 gegründete italienische Hilfsbruderschaft Confratèrnita del Sovvegno mit der Kongregation zur Congregazione della Chiesa Nazionale Italiana vereinigt wurde, vergrößerte sich diese Gemeinschaft beträchtlich. Die hohe Zahl an Gläubigen der italienischen Volksgruppe in Wien - sie zählte über 7.000 Mitglieder -, als auch die Nähe zur italienischen Kapelle der Congregazione, legten somit eine Schenkung der großen ehemaligen Minoritenkirche an die Italiener nahe. Diese Übergabe erfolgte schließlich kraft des kaiserlichen Dekrets vom 3. Juni 1784, an das wir heute zurückdenken wollen.

Erster Erzähler: Präfekt der Kongregation war damals Giovanni Evangelista Milani. Er stammte aus Ferrara und war Besitzer eines Kaffeehauses am Kohlmarkt. Er zählt zu den bedeutendsten Präfekten in der Geschichte der Congregazione.

Besagtes Dekret ist in unserem Archiv in zwei Abschriften erhalten. - Hören wir nun dessen Text in einer dem heutigen Deutsch angepaßten Transkription:
 

Meditationen:

  Antonius von Padua (2009)
 
Giordano da Giano (2009)
 
Jacopone von Todi (2009)
 
Franziskus (2010)
 
Coelestin V. (2011)
 
Westportal (2011)
 
Ludwig von Toulouse (2012)
 
Heilige der Kongregation (2013)
 
Heilige Cäcilie (2014)
 
790 Jahre Minoriten (2014)
  230 Jahre Maria Schnee (2014)
  Klemens M. Hofbauer (2014)
 
Katharinenkapelle (2015)
  390 Jahre It. Kongregation (2015)
 
Frauen im Banne der Minoritenkirche (2016)
 
Eine Liebeserklärung in Stein (2016)
   Franziskus v. Assisi (2018)


 L.N.K. in der Minoritenkirche

 

 

 

 


 

 

 


P. Guglielmo Lamormaini SJ.
Gründer der Italienischen Kongregation
 


Maria Theresia von Österreich


Die ehemalige Katharinenkapelle (*)
links vom alten Langchor der Minoritenkirche
Detail der Ansicht J. D. Hubers aus 1774


Detail: Wien-Plan von Joseph Nagl aus 1770
Situation kurz vor den Schenkungen von
1 Katharinenkapelle (1774) / 2 Minoritenkirche (1784)
an die Italienische Kongregation
 


Wiener Minoritenkirche
Detail der Stadtansicht von Josef Daniel Huber 1774


Grundriß des ehem. Minoritenkonvents
laut
Plan von Werner Arnold Steinhausen 1710
(Nachzeichnung von Karl Weiss um 1865)
1: Minoritenkirche / 2: Katharinenkapelle
3: Langchor / 4: Ludwigskapelle
(
4 = heutige Antoniuskapelle)
 


Gegenüberstellung
Situation 1710 / Situation heute

 

Zweiter Erzähler:

An den Präfekten der italienischen Nationalkirche Johann Milani

Wien 3 Juni 1784

 

Bezüglich der neuerlich eingereichten Bitte

um Belassung der Kirchenstiftungen haben Seine Majestät

allergnädigst zu entschließen geruht, dass

sämtliche Kapitalien auch weiterhin im Besitz dieser Kirche verbleiben,

dass aber die Nation alle Einkünfte in Eigenverantwortung und Eigenhaftung

– ohne unnötige Auslagen – zu verwalten habe.

Die Überschüsse sind zu Ende des Jahres an den „Geistlichen Fonds“

zu überweisen.

Da diese Nation 7000 Personen umfassen soll,

weshalb ihre jetzige Kapelle nicht mehr für alle ausreicht,

bewilligt Seine Majestät, dass der „Nazione italiana“ die ehemalige

Minoritenkirche übergeben werde, wobei jene Teile

hinter dem Hochaltar ausgenommen sind, welche die Regierung beansprucht.

Außerdem hat sich die Nation

zu verpflichten, die allgemeinen Andachtsrichtlinien

– abgesehen von den Predigten – einzuhalten,

die für alle Rektoratskirchen („Nebenkirchen“) gelten,

welche keine Pfarrkirchen sind.
 

Dem Präfekten wird diese Entschließung

mit der zusätzlichen Bemerkung bekanntgegeben,

dass in Bezug auf die Kapitalien von 20.300 Gulden,

die der Nationalkirche zugesprochen wurden,

alles Nötige veranlasst wird. Dieser wird außerdem aufgefordert bekanntzugeben,

welche Einrichtungsgegenstände er

in die frühere Minoritenkirche zu übernehmen und

welche er in der Kapelle zu belassen gedenkt,

damit den zuständigen Verantwortlichen des Kirchen-Requisitendepots

weitere Anweisungen gegeben werden können.

 

Reichsrat Niederösterreichs

Wien, den 3. Juni 1784

Johann Peter Zierlwang Expeditor


 

 


Dekret der Kaiserlichen Entschließung:
Schenkung der ehemaligen Minoritenkirche
an die Italienische Kongregation

 


J. F. Hetzendorf v. Hohenberg (Vita)
Bild: planet-vienna.com

Erster Erzähler: Die kleine ehemalige Katharinenkapelle ging in kaiserlichen Besitz über, wurde säkularisiert und schließlich abgerissen. Die italienische Gemeinde musste nun die große ehemalige Minoritenkirche auf eigene Kosten umgestalten und renovieren lassen, wofür der Hofarchitekt Johann Ferdinand Hetzendorf von Hohenberg (1733-1816) gewonnen wurde, der auch den Bau der Gloriette und der Römischen Ruine in Schönbrunn durchführte.

Im Vergleich zum ersten Kirchenumbau, den die Kongregation an der ehemaligen Katharinenkapelle durchzuführen hatte, handelte es sich bei der Erneuerung der um ein vielfaches größeren ehemaligen Minoritenkirche um eine für die italienische Gemeinschaft erheblich kostenaufwendigere Unternehmung, die die Kongregation für Jahre in Schulden stürzte. Das Resultat dieser Restrukturierung (1784-1786) ist bis zur Gegenwart sehenswert und prägt bis heute das Gotteshaus: Hetzendorf realisierte den heutigen hochaufragenden, in gotisierender Ausgestaltung angefertigten Hochaltar mit dem Altargemälde (Detail) der Maria Schnee, ausgeführt von dem Trientiner Maler Ignazio Unterberger, und einen einheitlichen bogenförmigen frühneugotischen Abschluß des Chorbereiches, welcher Teile der an der Nordseite ursprünglich angrenzenden und in der dritten Bauphase der Kirche (ab 1339 bis um 1400) mit dem Gotteshaus vereinigten Ludwigskapelle abtrennte und auf diese Weise die heutige Antoniuskapelle schuf.

Aus jener Zeit stammt ebenfalls die frühneugotische Orgelempore der Kirche samt der 1786 von Franz Xaver Christoph, einem Hauptvertreter des spätbarocken österreichischen Orgelbaus geschaffenen Orgel. Heute bedarf diese dringend der Restaurierung wofür die Kongregation nach großzügigen Sponsoren sucht.

Am 16. April 1786, einem Ostersonntag, erfolgte schließlich die feierliche Einweihung der ehemaligen Minoritenkirche zu Ehren Maria Schnees als italienische Nationalkirche.

MUSIK:
Mönch von Salzburg "Maria pis gegrüsset"

Hinweis: Ab dem 13. November 2014 können Sie im Alten Rathaus eine Ausstellung zu unserem 230. jährigen Jubiläum bewundern. Mehr über die Geschichte unserer Kirche und ihre Kunstschätze finden Sie in unserem neuen Kirchenführer, welches in der Sakristei zum Kauf bereit liegt.
 


Bogenförmiger Abschluß des Chorbereichs
mit gotisierendem Hochaltar


Orgelempore,
Orgel von Franz Xaver Christoph
Bild: ©Bwag, cc-by-3.0

 

< Teil 1
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(*) Der Eingang zur Katharinenkapelle erscheint bei Steinhausen (1710) und Nagl (1770) im Westen, hingegen bei Huber (1774) im Osten. Es ist zu vermuten, daß vor oder bei der Umgestaltung der Kirche durch die Ital. Kongregation Eingang und Altar entsprechend verlegt wurden. (Borioni)

 

Zum Weiterlesen:

Jubiläumsjahr 2014:

Eröffnung unserer Jubiläumsausstellung
Eröffnungsansprache Jubiläumsausstellung
Festakt 230 Jahre italienische Minoritenkirche


Jubiläumsjahr 2015:
390 Jahre Italienische Kongregation
Katharinenkapelle - Meditation 2015

Zur Geschichte der Kongregation:
Artikel über die Geschichte der Ital. Kongregation
Meditation über die Heiligen der Ital. Kongregation
Entstehung unseres Kirchenfenster der heiligen Cäcilie