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Lange Nacht der Kirchen 2014
Zweiter Erzähler: Und nun zu unserem zweiten hauseigenen Gedenkjahr, der 230. Wiederkehr der Schenkung des ursprünglich minoritischen Gotteshauses durch Kaiser Joseph II. an die Italienische Kongregation. In der Meditation des vergangen Jahres konnten wir einen sehr detaillierten Blick in die Geschichte der Kongregation und ihrer Heiligen werfen. Diese Darstellung kann man jetzt auf unserer Internetseite nachlesen, daher sei hier nur kurz der diesbezüglichen Eckdaten gedacht. - Erinnern wir uns daran wie alles begann und wie es zur Schenkung kam:
Erster Erzähler: Die Congregazione
Italiana selbst blickt auf eine bald schon 390 jährige Geschichte zurück.
Sie wurde von der „Gesellschaft Jesu“ straff geführt und die Ernennung ihres Vorstands lag zur Gänze in der Hand des Jesuitenordens. Das seelsorglich liturgische Zentrum der Vereinigung befand sich damals zunächst in einem Oratorium des Jesuitenklosters am Hof, kurze Zeit später hat man dann der italienischen Gemeinschaft eine jesuitische Kapelle in der Bognergasse (Info) zugewiesen. Mit der am 21. Juli 1773 erfolgten Auflösung des Jesuitenordens durch den franziskanischen Papst Clemens XIV. endete die jesuitische Epoche der Kongregation. Das jesuitenfeindliche Klima jener Zeit mag in Folge auch mitverantwortlich gewesen sein für den Verlust des Großteils der schriftlichen Unterlagen aus der Gründungszeit der italienischen Kongregation.
Zweiter Erzähler: Die Kongregation
erhielt durch Vermittlung Maria Theresias bald einen Ersatz für ihren
Meßstandort und zwar die Katharinenkapelle (Info) neben der Minoritenkirche, die
seit dem Mittelalter in Wien auf Grund der von hier aus wirkenden –
ursprünglich italienischen Minoriten - als italienische Kirche bekannt war.
Dieses kleine Gotteshaus wurde auf die Kongregation übertragen, umgestaltet
und schließlich am Das im Zuge der zahlreichen josephinischen Klosteraufhebungen enteignete Kloster der Trinitarier in der Alserstraße hatte 1783 Kaiser Joseph II. dem Minoritenorden als neuen Konvent übertragen. Die durch diese Übersiedlung freigewordene und „verstaatlichte“ Minoritenkirche stand somit zu einer neuen Verwendung bereit. Da im Jahre 1783 die 1690 gegründete italienische Hilfsbruderschaft Confratèrnita del Sovvegno mit der Kongregation zur Congregazione della Chiesa Nazionale Italiana vereinigt wurde, vergrößerte sich diese Gemeinschaft beträchtlich. Die hohe Zahl an Gläubigen der italienischen Volksgruppe in Wien - sie zählte über 7.000 Mitglieder -, als auch die Nähe zur italienischen Kapelle der Congregazione, legten somit eine Schenkung der großen ehemaligen Minoritenkirche an die Italiener nahe. Diese Übergabe erfolgte schließlich kraft des kaiserlichen Dekrets vom 3. Juni 1784, an das wir heute zurückdenken wollen. Erster Erzähler: Präfekt der Kongregation war damals Giovanni Evangelista Milani. Er stammte aus Ferrara und war Besitzer eines Kaffeehauses am Kohlmarkt. Er zählt zu den bedeutendsten Präfekten in der Geschichte der Congregazione.
Besagtes Dekret ist in unserem Archiv in
zwei Abschriften erhalten. - Hören wir nun dessen Text in einer dem heutigen
Deutsch angepaßten Transkription: |
Meditationen: • Antonius von Padua (2009) • Giordano da Giano (2009) • Jacopone von Todi (2009) • Franziskus (2010) • Coelestin V. (2011) • Westportal (2011) • Ludwig von Toulouse (2012) • Heilige der Kongregation (2013) • Heilige Cäcilie (2014) • 790 Jahre Minoriten (2014) • 230 Jahre Maria Schnee (2014) • Klemens M. Hofbauer (2014) • Katharinenkapelle (2015) • 390 Jahre It. Kongregation (2015) • Frauen im Banne der Minoritenkirche (2016) • Eine Liebeserklärung in Stein (2016) • Franziskus v. Assisi (2018) L.N.K. in der Minoritenkirche
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Zweiter Erzähler:
An den Präfekten der italienischen
Nationalkirche Johann Milani Wien 3 Juni 1784 Bezüglich der neuerlich eingereichten Bitte um Belassung der Kirchenstiftungen haben Seine Majestät
allergnädigst zu entschließen geruht, dass sämtliche Kapitalien auch weiterhin im Besitz dieser
Kirche verbleiben, dass aber die Nation alle Einkünfte in Eigenverantwortung
und Eigenhaftung – ohne unnötige Auslagen – zu verwalten habe. Die Überschüsse sind zu Ende des Jahres an den
„Geistlichen Fonds“ zu überweisen. Da diese Nation 7000 Personen umfassen soll, weshalb ihre jetzige Kapelle nicht mehr für alle
ausreicht, bewilligt Seine Majestät, dass der „Nazione italiana“ die
ehemalige Minoritenkirche übergeben werde, wobei jene Teile hinter dem Hochaltar ausgenommen sind, welche die
Regierung beansprucht. Außerdem hat sich die Nation zu verpflichten, die allgemeinen Andachtsrichtlinien
– abgesehen von den Predigten – einzuhalten, die für alle Rektoratskirchen („Nebenkirchen“) gelten,
welche keine Pfarrkirchen sind. Dem Präfekten wird diese Entschließung mit der zusätzlichen Bemerkung bekanntgegeben, dass in Bezug auf die Kapitalien von 20.300 Gulden, die der Nationalkirche zugesprochen wurden, alles Nötige veranlasst wird. Dieser wird außerdem
aufgefordert bekanntzugeben, welche Einrichtungsgegenstände er in die frühere Minoritenkirche zu übernehmen und welche er in der Kapelle zu belassen gedenkt, damit den zuständigen Verantwortlichen des
Kirchen-Requisitendepots weitere Anweisungen gegeben werden können. Reichsrat Niederösterreichs Wien, den 3. Juni 1784 Johann Peter Zierlwang Expeditor |
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Erster Erzähler: Die kleine ehemalige Katharinenkapelle ging in kaiserlichen Besitz über, wurde säkularisiert und schließlich abgerissen. Die italienische Gemeinde musste nun die große ehemalige Minoritenkirche auf eigene Kosten umgestalten und renovieren lassen, wofür der Hofarchitekt Johann Ferdinand Hetzendorf von Hohenberg (1733-1816) gewonnen wurde, der auch den Bau der Gloriette und der Römischen Ruine in Schönbrunn durchführte. Im Vergleich zum ersten Kirchenumbau, den die Kongregation an der ehemaligen Katharinenkapelle durchzuführen hatte, handelte es sich bei der Erneuerung der um ein vielfaches größeren ehemaligen Minoritenkirche um eine für die italienische Gemeinschaft erheblich kostenaufwendigere Unternehmung, die die Kongregation für Jahre in Schulden stürzte. Das Resultat dieser Restrukturierung (1784-1786) ist bis zur Gegenwart sehenswert und prägt bis heute das Gotteshaus: Hetzendorf realisierte den heutigen hochaufragenden, in gotisierender Ausgestaltung angefertigten Hochaltar mit dem Altargemälde (Detail) der Maria Schnee, ausgeführt von dem Trientiner Maler Ignazio Unterberger, und einen einheitlichen bogenförmigen frühneugotischen Abschluß des Chorbereiches, welcher Teile der an der Nordseite ursprünglich angrenzenden und in der dritten Bauphase der Kirche (ab 1339 bis um 1400) mit dem Gotteshaus vereinigten Ludwigskapelle abtrennte und auf diese Weise die heutige Antoniuskapelle schuf. Aus jener Zeit stammt ebenfalls die frühneugotische Orgelempore der Kirche samt der 1786 von Franz Xaver Christoph, einem Hauptvertreter des spätbarocken österreichischen Orgelbaus geschaffenen Orgel. Heute bedarf diese dringend der Restaurierung wofür die Kongregation nach großzügigen Sponsoren sucht. Am 16. April 1786, einem Ostersonntag, erfolgte schließlich die feierliche Einweihung der ehemaligen Minoritenkirche zu Ehren Maria Schnees als italienische Nationalkirche.
MUSIK:
Hinweis: Ab dem 13. November 2014 können Sie im Alten
Rathaus eine
Ausstellung zu unserem 230. jährigen Jubiläum bewundern. Mehr über
die Geschichte unserer Kirche und ihre Kunstschätze finden Sie in unserem
neuen Kirchenführer, welches
in der Sakristei zum Kauf bereit liegt. |
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Zum Weiterlesen: |