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Lange Nacht der Kirchen 2016 |
Meditationen: • Antonius von Padua (2009) • Giordano da Giano (2009) • Jacopone von Todi (2009) • Franziskus (2010) • Coelestin V. (2011) • Westportal (2011) • Ludwig von Toulouse (2012) • Heilige der Kongregation (2013) • Heilige Cäcilie (2014) • 790 Jahre Minoriten (2014) • 230 Jahre Maria Schnee (2014) • Klemens M. Hofbauer (2014) • Katharinenkapelle (2015) • 390 Jahre It. Kongregation (2015) • Frauen im Banne der Minoritenkirche (2016) • Eine Liebeserklärung in Stein (2016) • Franziskus v. Assisi (2018) L.N.K. in der Minoritenkirche
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MUSIK:
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2. ERZÄHLER: Wenn wir uns jetzt der 2. Persönlichkeit, nämlich Christina Rieglerin zuwenden, machen wir
einen zeitlichen Sprung vom 13./14. zum 17./18. Jahrhundert, begeben uns
also vom Mittelalter in die Barockzeit. Unsere heutige Kenntnis über
diese Frau verdanken wir fast ausschließlich dem Jesuitenpater Germanus
Plume, der 1707 in Wien, also zwei Jahre nach dem Tod der von ihm als
heiligmäßig verehrten Rieglerin, die Schrift "Die gekrönte Gedult. Das
ist Kurtzer Innhalt des Tugendreichen und Wunderbahren Lebens Christinæ
Riglerin" (online-Version) verfasste. |
Christina Rieglerin |
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2. REZITATOR: In der Stunde ihres Todes stand ihr Pater Ägidius aus
der Gemeinschaft der Konventualen, also des Minoritenklosters vom Hl. Kreuz,
zur Seite, und Christina wollte auch als Mitglied der Bruderschaft des
heiligen Franziskus von Assisi im Gotteshaus der Wiener Minderbrüder
bestattet werden; denn sie verehrte den seraphischen Ordensgründer mit
besonderem Eifer und liebte das Kreuz Christi inbrünstig. Damit konnte sie –
so Germanus Plume - nach dem Tode unter dem Kreuz ihres Heilands und
Erlösers ruhen [ZITAT] „an welchen sie die ganze Zeit ihres Lebens
angebunden gelitten und gelebt hatte“ (S. 281). |
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2. REZITATOR: Doch kehren wir nochmals kurz zum Leben der Christina Rieglerin zurück. Was uns heute zweifellos den Zugang zu ihrer Gefühls- und Empfindungswelt erschwert, ist der Umstand, dass sowohl sie wie ihr Biograph in vieler Hinsicht dem Denken der mittelalterlichen Mystik verpflichtet sind. Zwei Elemente sollen in diesem Zusammenhang herausgehoben werden, nämlich einerseits eine Grundhaltung vor allem innerhalb der von Frauen dominierten Beginen- und Begardenbewegung, dass die Seele Braut Jesu Christi sei, was den weiblichen Mitgliedern eine besondere Identifikation ermöglichte, und andrerseits die schon im Neuen Testament verankerte Vorstellung, dass das Leiden und Sterben des Herrn für uns vorbildhafte Bedeutung habe. Seine Bereitschaft, das eigene Leben hinzugeben, ist für die Mystiker Ausdruck der unermesslichen Liebe des Erlösers gegenüber dem sündigen Menschengeschlecht; deshalb sei es dem Christen angemessen – so der Franziskaner David von Augsburg (gest. 1272) -, wie Simeon von Cyrene das Kreuz des Erlösers zu tragen und geduldig den Kreuzweg des Lebens zu gehen. Aus dieser Überzeugung erklärt sich auch die intensive Verehrung der fünf Wunden Christi sowie die immer wiederkehrende Bezugnahme innerhalb der mystischen Tradition auf die Stigmatisation. Ausgehend von dem Bericht über die Wundmale, welche Franziskus von Assisi auf dem Berg La Verna empfangen hat, wird bald danach von mehreren Mystikerinnen erzählt, dass auch sie die Leidenszeichen des Gekreuzigten an sich wahrgenommen hätten. Eine der neuesten Monographien zu diesem Thema dokumentiert nicht weniger als sechs Frauen des Mittelalters, die von äußerlichen oder innerlichen Einprägungen der Wunden Christi betroffen gewesen seien. Im Gefolge dieser Tradition stehen auch Christine Rieglerin und ihr Biograph Germanus Plume, der aber von seiner Heldin den strengen Auftrag erhielt, vor ihrem Ableben keinem Menschen von dieser göttlichen Auszeichnung Kunde zu geben.
MUSIK:
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1. ERZÄHLER: Die Bedeutung der
drittgenannten weiblichen Persönlichkeit Elena Bernhardt
dokumentiert sich aus der Tatsache, in einer allgemein äußerst schwierigen
Zeit, nämlich der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts, als Wohltäterin
der Minoritenkirche sowie der italienischen Kongregation gewirkt zu haben;
jener Umstand rechtfertigt es zweifellos, sie in diesem Zusammenhang zu
würdigen und ihr Andenken zu bewahren. Wie schon mehrfach erwähnt, war die
Minoritenkirche durch ein Dekret Kaiser Josephs II. im Jahre 1784 der
italienischen Gemeinschaft in Wien übergeben worden, und 1929 gelang es auch
dem Notar und langjährigen Führungsmitglied der Vereinigung Vittorio
Coglievina, diese Besitzverhältnisse bis zur Gegenwart juristisch gültig
festschreiben zu lassen. Leider berichten die einschlägigen Archivalien
nicht wirklich viel über jene Signora Bernhardt, wie sie zumeist genannt
wird. Sie erscheint in der Mitgliederliste des Vereins vom Jahr 1930, und
der dortigen Erwähnung können wir entnehmen, dass sie im 7. Wiener
Gemeindebezirk, Kaiserstraße 71, wohnte (Bild). |
Elena Bernhardt |
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2. ERZÄHLER: Am Ende dieser Betrachtung wollen wir uns
fragen, welche Spuren diese drei Frauen im gesellschaftlichen Rahmen ihrer
Zeit hinterlassen haben.
MUSIK:
P. THOMAS: Beenden wir unsere Betrachtungen über jene der
Minoritenkirche so eng verbundenen Frauen mit dem wahrscheinlich
berühmtesten Gebet des hl. Franziskus von Assisi, welches er im Jahre 1224
verfasste, nachdem er auf dem Berg La Verna – wie Bruder Leo schreibt – von
der Hand des Herrn berührt worden war, nämlich mit dem Lobpreis Gottes, den
Laudes Dei altissimi
MUSIK:
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Am Ende der Betrachtung konnte der |