|
Lange Nacht der Kirchen 2014
Im Jahr 2013 gedachten wir im Rahmen der „Langen Nacht der Kirchen“ des 200.
Geburtstages eines italienischen Musik-Giganten, nämlich Giuseppe Verdis
(1813-1901), weshalb unser „Coro Salieri“ dessen „Pater Noster“ hier zur
Aufführung brachte. Demgegenüber erinnert uns das Gedenkjahr 2014 an gleich
drei Jubiläen, welche unsere Minoritenkirche in sehr positiver Weise
betreffen.
|
Meditationen: • Antonius von Padua (2009) • Giordano da Giano (2009) • Jacopone von Todi (2009) • Franziskus (2010) • Coelestin V. (2011) • Westportal (2011) • Ludwig von Toulouse (2012) • Heilige der Kongregation (2013) • Heilige Cäcilie (2014) • 790 Jahre Minoriten (2014) • 230 Jahre Maria Schnee (2014) • Klemens M. Hofbauer (2014) • Katharinenkapelle (2015) • 390 Jahre It. Kongregation (2015) • Frauen im Banne der Minoritenkirche (2016) • Eine Liebeserklärung in Stein (2016) • Franziskus v. Assisi (2018) L.N.K. in der Minoritenkirche
|
Die Gründung des Wiener Konvents der Minoriten
|
||
|
Erster Erzähler:
Beginnen wir unseren
„Jubiläums-Reigen“ rund um die Minoritenkirche mit dem Jahr 1224! In diesem
Jahre – so weiß es die minoritische Geschichtserinnerung – kamen die ersten
Brüder des heiligen Franziskus von Assisi in die babenbergische
Residenzstadt Wien. Dabei sei die Initiative von dem Herzog Leopold VI,
dem Glorreichen, ausgegangen, dessen Herrschaft sicherlich den Höhepunkt
babenbergischer Machtentfaltung einläutete. Der genannte Landesherr trat
1217 eine Kreuzfahrt an, begleitet von bedeutenden österreichischen sowie
steirischen Ministerialen, und erreichte schließlich die ägyptische
Hafenstadt Damiette. Doch schon im Juni 1219 war er wieder am päpstlichen
Hof in Rieti und urkundete im Herbst dieses Jahres erneut in Österreich.
Auf jener Heimreise habe nun der Herzog – so will es die spätere
minoritische Geschichtsschreibung - in Assisi den hl. Franz getroffen
und ihn gebeten, beeindruckt von der tiefen Spiritualität der Bruderschaft,
einige Angehörige der Gemeinschaft auch nach Wien zu schicken. Im Jahre
1224
seien dann tatsächlich die ersten Minderbrüder in die Residenzstadt
gekommen, wo man ihnen ein Grundstück, wahrscheinlich schon mit einem
Kirchlein, schenkte.
Musik:
|
|
Das
Rätsel des Verbleibs des Hochgrabes der Blanche v. Valois |
||
|
Zweiter Erzähler: Und noch ein anderes Dokument soll hier Erwähnung finden: 1727 wurde ein „Protocollum“ angefertigt, in welchem die Stiftungen bei den Minoriten in Wien zusammengestellt sind. Das Manuskript setzt ebenfalls mit dem Jahre 1224 ein und verknüpft die Stigmatisation „des Heyligen Vatters Francisci“ mit der vom Herzog Leopold gewünschten Minoritengründung. Diese Schrift verdient allerdings noch aus einem anderen „Jubiläumsgrund“ Beachtung: Sie verzeichnet nämlich eine bedeutende Wohltäterin des Klosters, nämlich die Gemahlin des habsburgischen Herzogs Rudolf III., Blanche (Blanka) von Valois, Tochter des französischen Königs Philipp III. Diese fasste 1304, also vor 710 Jahren, nach dem Tode ihres neugeborenen Kindes ihr Testament ab, in welchem sie neben großzügigen Spenden an den Minoritenorden auch einen ansehnlichen Betrag für die Errichtung eines Marmorgrabmals für sich bereitstellte. Tatsächlich entstand nach ihrem Tode (1305) – ausgeführt von einem unbekannten Künstler - im heute nicht mehr existierenden Langchor des Gotteshauses ein prächtiges marmornes Hochgrab, das seinerzeit sicherlich zu den schönsten Kunstdenkmälern Wiens zählte und heute – falls es erhalten geblieben wäre – in unserem Kulturraum kein Gegenstück hätte. Da das Kunstwerk in dem von Marquard Herrgott 1772 herausgegebenen Situationsplan der habsburgischen Gräber abgebildet ist, kennen wir sein ungefähres Aussehen. Deshalb kann auch ein Autor des 19. Jahrhunderts an Hand dieser Zeichnung dessen unvergleichliche Schönheit rühmen.
Nach dem Bericht eines Augenzeugen –
publiziert in der Geschichte der Haupt- und Residenzstadt Wien vom Ende des
18. Jahrhunderts – ging dieses Monument im Zuge des Umbaus der
Kirche 1784-86 verloren. Doch schon wenige Jahrzehnte nach diesem Verlust gaben
sich einige kunstbegeisterte Menschen nicht mit dem Beklagen dieses
Umstandes zufrieden, sondern erwirkten die Erlaubnis, am Ende der
Kellergewölbe des Gotteshauses eine Grabung durchführen zu lassen, in der
Hoffnung, das gesuchte Kunstwerk sei nicht zerstört worden, sondern man habe
es nach Abriss des alten sogenannten „Langchores“ in dem weitläufigen Keller
unter der Kirche abgestellt. Im April 1843 begannen die Grabungsarbeiten.
Die Erwartungen richteten sich auf jene Stelle, wo die Kellergewölbe unter
jenem Chor aufhörten und durch eine senkrechte Mauer nach Süden hin
abgeschlossen waren. Als man diese durchstoßen hatte, erreichte man aber nur
einen mit Erde ausgefüllten Raum. Damit war endgültig klar: Das Grabdenkmal
der Herzogin Blanka befand sich nicht mehr im Bereich der Minoritenkirche.
Erst dem Kirchenrektor Salvadori gelang zumindest eine Teilantwort auf die
Frage, wohin das Monument gebracht worden sein konnte. Er präsentierte in
seinem Buch über die Minoritenkirche ein Dokument des Kustos der
italienischen Kongregation, Domenico Benvenuti, der berichtet, dass das
Grabmal 1784 anlässlich der erwähnten Kirchenrenovierung dem mit den
Arbeiten betrauten Hofarchitekten Johann Ferdinand Hetzendorf von Hohenberg
(Vita/Info)
übergeben wurde. Möglicherweise – so lässt sich heute vermuten – wanderte
das Kunstwerk in das Privatlapidarium des Architekten beim Ballhausplatz und
wurde vielleicht sodann stückweise an reisende Sammler verkauft.
Manfred Zips MUSIK:
|
Weiterlesen: |