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Lange Nacht der Kirchen 2014
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Meditationen: • Antonius von Padua (2009) • Giordano da Giano (2009) • Jacopone von Todi (2009) • Franziskus (2010) • Coelestin V. (2011) • Westportal (2011) • Ludwig von Toulouse (2012) • Heilige der Kongregation (2013) • Heilige Cäcilie (2014) • 790 Jahre Minoriten (2014) • 230 Jahre Maria Schnee (2014) • Klemens M. Hofbauer (2014) • Katharinenkapelle (2015) • 390 Jahre It. Kongregation (2015) • Frauen im Banne der Minoritenkirche (2016) • Eine Liebeserklärung in Stein (2016) • Franziskus v. Assisi (2018) L.N.K. in der Minoritenkirche
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ZWEITER ERZÄHLER: Die für die Errichtung des Votivfensters entscheidende Sitzung fand am 26. Jänner 1900 statt. Lassen wir die Hauptakteure der Verhandlung im Folgenden selbst sprechen, denn die sehr detaillierten Protokolle ermöglichen einen recht guten Einblick in den Sitzungsverlauf. Einleitend gibt der Präfekt bekannt, dass er zu dem heutigen Treffen auch den Architekten und Experten Luigi Giacomelli di Monterosso (Vita) mit der Bitte um Stellungnahme eingeladen habe und erteilt darauf dem Kommissionsvorsitzenden der italienischen Kongregation Dr. Antonio Verdin di Valsilvella das Wort. VERDIN: Ausgehend von dem vorliegenden
Beschluss der Consulta sowie des Convocato (der Vollversammlung), das Legat
des verstorbenen Oscar Bene anzunehmen, bat ich den Testamentvollstrecker,
einen Herstellungsplan sowie einen Kostenvoranschlag vorzubereiten. Nach
dieser Aufstellung würden der Kongregation nur mehr 375 Gulden für die
Erhaltung des Glasfensters verbleiben. Bei jener Berechnung ging man
allerdings davon aus, das Glasgemälde von der Firma Carl Geylings Erben
(Info) angefertigen zu lassen, während die
Glasmalereiwerkstätte Carl Glössl, die
ja immerhin einen Großteil der hochgelobten Votivfenster in der
Breitenseerkirche schuf, für die Durchführung eines solchen Projekts einen
weit niedrigeren Preis verrechnen würde. Auch dürfte das von dem
zweitgenannten Unternehmen vorgeschlagene Motiv besser zum Patrozinium
unserer Maria Schnee – Kirche passen. Doch hier stoßen wir auf den
Widerstand des Kurators der Erbschaft Bene und dessen Klientel, die auf
jeden Fall eine Verwirklichung des Projektes Geyling wünschen. Die
Durchsetzung unseres Vorschlags könnte zwar viele Freunde gewinnen, sie
würde jedoch notwendigerweise zu einem Streit mit den Erben führen und
vielleicht sogar das gesamte Vorhaben gefährden. Andrerseits ist zu
bedenken, dass der Erblasser ausdrücklich „bis zu 10.000 Gulden“ geschrieben
hat, was eine Erhöhung der Erbschaftssumme jedenfalls ausschließt. Für die
Glasmalerei Geyling spricht, dass der von dieser Firma präsentierte Entwurf
sehr gut mit dem vom Architekten Prof. Viktor Luntz (Info) von der Kunstakademie
vorgelegten Plan zur Restaurierung der Kirche harmoniert. In dieser
schwierigen Lage sieht die von der Kongregation eingesetzte Kommission nur
drei gangbare Wege: Senkung der Baukosten für die Kirche, Beauftragung der
Firma Glössl, das Projekt Geyling zu verwirklichen oder das Atelier Carl
Geylings Erben zu einer Preissenkung zu bewegen. ERSTER ERZÄHLER: An der nachfolgenden Diskussion beteiligten sich das Vorstandsmitglied Vinciguerra, der Sekretär Iseppi sowie schließlich der Architekt Giacomelli. In dieser Reihenfolge mögen sie nun zu Wort kommen. |
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VINCIGUERRA: Wir dürfen in diesem Zusammenhang nicht vergessen, dass jenes geplante Glasgemälde einen Beitrag zur künstlerischen Bereicherung unserer Kirche leisten soll; es hat in erster Linie die Funktion, die Schönheit des Gotteshauses durch ein weiteres Schmuckstück zu erhöhen. Demgegenüber kommt dem finanziellen Ertrag eine geringere Bedeutung zu. ISEPPI: Ohne die Meinung des Herrn Vinciguerra nur im Geringsten schmälern zu wollen, muss ich doch betonen, dass es nicht akzeptabel ist, wenn der Wunsch einer einzelnen Person, auch in Verbindung mit einer höheren finanziellen Zuwendung, auf Grund nicht zu ändernder Gegebenheiten, zum beinahe unerfüllbaren Diktat für eine Institution wie unsere Congregazione wird. VERDIN: Obwohl ich für den Vorbehalt des Sekretärs Iseppi volles Verständnis habe, nicht zuletzt deshalb, da er eine Meinung äußert, die auch innerhalb der Kommission vertreten wurde, stimme ich der Ansicht des Consultore Vinciguerra zu und wende mich daher an den Herrn Architekten Giacomelli mit der Frage, ob es bei den vorgesehenen Baukosten noch eine Einsparungsmöglichkeit gibt. GIACOMELLI: Ein diesbezügliches Übereinkommen mit der Firma Geyling könnte natürlich auch die Restaurierungskosten für die Kirche senken. Voraussetzung sind allerdings verbindliche Arbeits- und Preisabsprachen zwischen der Glasmalerei Carl Geylings Erben und der Baufirma, welcher die Umgestaltung der Kirche anvertraut wurde.
ERSTER ERZÄHLER: Dieser Vorschlag Giacomellis fand ebenso ungeteilte Zustimmung wie der Bericht Verdins. ZWEITER ERZÄHLER: Schon in der darauf folgenden Sitzung vom 10. April 1900 konnte Verdin der Kongregation ein erfreuliches Verhandlungsergebnis mitteilen: Zwar musste man das Projekt der Firma Geyling akzeptieren, dafür konnten aber – dank der Intervention Giacomellis - die Gesamtkosten für die Errichtung des Glasgemäldes um 1450 Gulden gesenkt werden. Da inzwischen auch die staatliche sowie kirchliche Zustimmung zu dem Vorhaben erfolgt war, stand der Auftragserteilung nichts mehr im Wege. |
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ERSTER ERZÄHLER: Im Protokoll der
außerordentlichen Sitzung vom 19. November 1900 wird notiert, dass Antonio
Verdin di Valsilvella, der inzwischen Präfekt geworden war, von der
Fertigstellung des Votivfensters berichtet hat. Dieser lädt alle Mitglieder
der Congregazione zur Teilnahme am Hochamt für den verstorbenen Oskar Bene
am Als Beilage findet sich im Protokoll eine Einladung zu jener Feier in deutscher und italienischer Sprache, wobei der italienische Text die Zusammenhänge etwas genauer wiedergibt. indem eindeutig von einer Erbschaft die Rede ist und die Anbringung des großen Votivfensters an der Fassade erwähnt wird. ZWEITER ERZÄHLER: Noch drei weitere Male
wird in Protokollen der Consulta die Erbschaft Bene erwähnt. Am 9. Februar
1901 erhält Präfekt Verdin die Vollmacht, den Wartungsvertrag für das
Votivfenster abzuschließen, am 11. Mai des gleichen Jahres steht fest, dass
die Annahme des Legats sowie die Schaffung des Kunstwerkes der Kongregation
einen Reingewinn von 386 Kronen erbracht hat, der allerdings im Jahre 1903
bereits wieder aufgebraucht war. |
Einladung zum Hochamt am 25.11.1900 italienische Fassung |
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ZWEITER ERZÄHLER: Die St. Lukas
Glasmalerei von Carl Glössl ist vor allem durch die Mitarbeit an der
Erstellung der Kirchenfenster der Pfarrkirche Wien-Breitensee ERSTER ERZÄHLER: Wie schon aus dem Protokoll vom 26. Jänner 1900 zu ersehen war, stand die Entstehung des großen Votivfensters der Minoritenkirche in engem Zusammenhang mit der geplanten Umgestaltung der Kirche im Zuge der Schaffung des großen Minoritenplatzes. welche in den Achziger- und Neunzigerjahren des 19. Jh. ihren Anfang nahm, und über die der damalige Präfekt Carlo Vanni am 3. März 1893 die Congregazione ausführlich informierte. Damals wurden zahlreiche Gebäude entfernt, welche um das Gotteshaus standen und enge Gässchen hatten entstehen lassen; auf diese Weise bildete nun die Kirche letztlich das Zentrum des Platzes und weckte das Bedürfnis nach einer Verschönerung ihres Aussehens. In Anbetracht dieser städtebaulichen Maßnahmen wandte sich daher die Kongregation an die Wiener Stadtverwaltung mit der Bitte, durch finanzielle Unterstützung eine würdige Restaurierung der Kirche zu ermöglichen. Der Auftrag zur Schaffung eines Regulierungsprojektes und somit auch zur Umgestaltung der Minoritenkirche erging an den schon erwähnten Prof. Viktor Luntz. Nach seinen Plänen begann man mit der Neustrukturierung des Minoritenplatzes im August 1903. Doch die Verwirklichung seines Projekts der Kirchenrenovierung wurde – vor allem aus finanziellen Gründen - nur mehr teilweise ins Auge gefasst. Vielleicht spielte da auch sein früher Tod noch im Jahre 1903 eine Rolle. Die Bauleitung übernahm darauf Luigi Giacomelli, der an jener Sitzung der Consulta der Congregazione am 26. Jänner 1900 teilgenommen hatte und später selbst Mitglied der italienischen Vereinigung wurde. Zusammen mit dem Präfekten Verdin von Valsilvella verfasste er im Jahre 1909 auch das Buch Die italienische Nationalkirche zu ‚Maria Schnee’ in Wien (Minoritenkirche) einst und jetzt. ZWEITER ERZÄHLER: Dennoch erfuhr das Äußere der Kirche in den Jahren bis 1906 einige deutliche Veränderungen; so entstand vor allem der Anbau der Arkaden an der Südseite mit dem darüberliegenden „Wohntrakt“, in dem sich jetzt die „Sala Congregazione“, die italienische Schule und das Archiv befinden und an der Ostseite kam es zur Errichtung des sogenannten „Minoritenhauses“ mit der Sakristei. In letzterer erhielt der so verdienstvolle Präfekt Verdin auch einen Gedenkstein. Unverändert blieb leider der im Laufe der Geschichte mehrmals beschädigte und eigentlich nur nordürftig geschlossene Kirchturm. Schon fünf Jahre nachdem man die kupferne Kuppel des Turmes wegen der Einsturzgefahr des Campaniles wieder abtragen musste, klagte der Minoritenpater Barnabas Strasser am Ende seiner Chronik anno 1766: ‚Gedemütigt steht also der Turm da, der nach jenem von St. Stephan den ersten Rang in Wien einnimmt; seit fünf Jahren wartet er mit entblößtem und gebeugtem Haupt, dass man ihm zu Hilfe kommt, aber niemand erbarmt sich seiner’ (die Übersetzung aus dem Lateinischen besorgte Giovanni Salvadori in seinem Buch über die Minoritenkirche, 1894). ERSTER ERZÄHLER: In der Einladung zur Festmesse am 25. November 1900 zu Ehren des Spenders jenes großen Votivfensters, das heute als ein wichtiges Kunstwerk unserer Kirche angesehen wird, drückte der Präfekt Verdin den Wunsch aus, es möge das hochherzige Beispiel des verewigten Oskar Bene Nachahmer finden; diesem Wunsch können wir uns heute nur anschließen, denn nicht nur der Turm der Minoritenkirche wartet auf seine Wiederherstellung, sondern auch die Orgel dieses Gotteshauses, das Instrument der heiligen Cäcilia, ist in dieser Kirche, die über unsere Landesgrenzen hinaus als Stätte bedeutender Konzerte gewürdigt wird, seit Jahren verstummt.
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Zum Weiterlesen:
Ansprache Mons.
Pasquinellis beim Hochamt am 25.11.1900
Meditation über die
Heiligen der Ital. Kongregation
Artikel über die Geschichte der Ital.
Kongregation
Festakt 230 Jahre
italienische Minoritenkirche
Eröffnungsansprache
Jubiläumsausstellung
Eröffnung
unserer Jubiläumsausstellung