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Dreischiffige Hallenkirche:
Prächtige dreitorige Westfassade
Angebauter neugotischer Arkadengang im Süden
Barocker Anbau im Nordwesten
neugotischer Anbau und Antoniuskapelle im Osten |
Westfassade
Langchor mit 5/10-Schluß |
Das Bauwerk Minoritenkirche
Die Minoritenkirche ist von der
Gesamtkonzeption her ein typischer blockförmiger Bettelordensbau mit sehr
hohem, asymetrisch angeordnetem, Satteldach, welcher die
Silhouette der umgebenden Bebauung weit überragt und signifikant die
Proportionierung und den Charakter des Baukörpers der Minoritenkirche prägt.
Demgegenüber steht das dreischiffige Hallenlanghaus
(Link)
der Kirche (zwischen 1339 und der 2. Hälfte des 14.
Jhs. ausgestaltet) in engem Zusammenhang mit dem Hallenchor des Wiener Stephansdomes (Albertinischer Chor: 1304 – 1340).
Auf
der NW-Seite sieht man noch einen kleinen Rest der barocken Anbauten aus der
2. Hälfte des 18. Jhs., bekrönt mit einem barocken Stein-Kruzifix sowie
einer Madonna mit Jesuskind (Nachbildung der sog. „Familienmadonna“), andere
Anbauten wurden 1892/93 abgetragen.
Signifikantes Charakteristikum des Gotteshauses ist
die 54 Meter hohe Hauptfassade im Westen (Link),
mit einer Oberflächen-Ausführung, welche alle übrigen Kirchen Wiens übertrifft.
Die Westfassade
ist horizontal in zwei und vertikal in drei Zonen
gegliedert. Sowohl das Hauptportal wie das rechte Seitenportal,
welches zugemauert ist, sind mit Reliefs
versehen. Das linke Seitenportal, das ebenfalls
zugemauert ist, verfügt nicht über Reliefs. Ob diese nie geplant oder nur
nicht zur
Ausführung gelangten lässt sich heute nicht mehr nachweisen.
Am äußersten rechten Rand der Fassade erhebt sich ein kleiner
neugotischer Glockenturm, dessen linkes Pendant nicht
realisiert wurde.
Die
drei Fenster der Westfassade weisen eine reiche
Maßwerk-Ornamentik in den Bogenteilen auf. In der
oberen Hälfte der Fassade sind die dekorativen Elemente und
Gliederungen sehr schlicht.
Der große, 65 Meter hohe, 1350-60 oder etwas später
erbaute, Glockenturm auf der Apsisseite bildet bis zu einer Höhe von
25 Meter einen Teil der Außenmauer und setzt sich dann achteckig fort.
Die auf der Höhe dieses Einschnitts angebrachte Figur dürfte den Erbauer des
Turmes abbilden, nach der Überlieferung handelt es sich um den
Laienbruder Nikolaus († 1385/86).
Da man vom Turm der ganz nahe der Stadtmauer gelegenen Minoritenkirche
während der
Türkenbelagerungen Wiens
(1529 und 1683) die Angreifer gut beobachten konnte, kam es beide Male zum
Beschuss des Gotteshauses durch die Türken und zur schweren Beschädigung des
Campanile, weshalb dessen Bekrönung 1623 und 1685 saniert werden mußte. Nach
der zweiten Türkenbelagerung ersetzte ein Bruder Adrian die
zertrümmerte Spitze durch eine Mütze und im Jahre 1733 wurde der Turm mit
einer neuen kupfernen 'Kuppel' geschmückt. 1761 mußte man diese aber - wegen
akuter Einsturzgefahr des Turmes - wieder entfernen. Darauf brachte man jenes
niedrige flach-zugespitzte Ziegeldach an, welches bis heute besteht.
Der Chronist Barnabas Strasser beklagt am Ende seines Geschichtswerks heftig
diese Entstellung des Turmes.
Im Jahre 1907 wurde der Hauptturm mit vier neuen, in Trient gegossenen,
Glocken ausgestattet, von denen man allerdings 1914 drei für Kriegszwecke
wieder beschlagnahmte. Heute darf auch die verbliebene „Antonius-Glocke“
(aktuelles Photo) wegen Einsturzgefahr des Turmes nicht geläutet werden.
Zu erwähnen ist in diesem Zusammenhang auch der
ehemalige, 1903 abgebrochene, Langchor der Minoritenkirche (Link)
-
fälschlicherweise oft als Ludwigskapelle angesehen.
Der Verlauf der
Grundmauern dieses Langchores ist seit
dem U-Bahn-Bau von 1984-86 am Minoritenplatz rekonstruiert
worden.
Dieser nicht mehr existierende 31 m lange Gebäudeteil mit seinem 5/10
(bzw. 7/12)-
Schluss wird heute an die künstlerische
Spitze mittelalterlicher
Hochchöre um 1300 gerückt. Seine
Konstruktion stellte zweifellos eine bedeutende Leistung der
Mendikantenarchitektur dar. Der alte Chor der Wiener Minoritenkirche war in
jedem Fall ein sehr frühes Beispiel ausgereifter Langchortechnik in
Österreich. (M. Zips)
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Rekonstruktion des Grundmauerverlaufs des Langchores
Aufnahme aus dem Sakristeihaus |