Im Namen des Vaters und des Sohnes und des Heiligen
Geistes, Amen.
Geliebte Brüder und Schwestern im Herrn, - nur damit Sie, die vielleicht
nicht so vertraut sind mit dem überlieferten Ritus, die Farbe des heutigen
Tages verstehen - heute ist ja rot, deswegen ist rot, weil es in der alten Form
nicht nur den Pfingstsonntag
und Pfingstmontag gibt, wie in den deutschsprachigen Ländern überhaupt,
der Pfingstmontag, sondern es gibt noch eine ganze Oktav, wo das
hl. Pfingstfest begangen und gefeiert wird, wo eben betrachtet wird, auch in den
Texten, über die Wirksamkeit des hl. Geistes, - bis zum morgigen
Pfingstsamstag.
Um die Hl. Messe im überlieferten Ritus etwas näher zu beleuchten, und
Verständnis dazu zu erwecken, hab ich mir gedacht, nehm ich mal die
Botschaft unseres hl. Vaters, Papst Benedikts, her, die er, anläßlich des
Welttags des sozialen Kommunikationsmittel, der Kirche geschenkt hat.
Und
zwar finde ich, dass er dieses Jahr ein Thema angesprochen hat, das sehr gut
auch auf das Geschehen der heiligen Messe anwendbar ist und wo gleichzeitig
auch sichtbar wird, daß eben Dinge die in der Welt wirken, die eben in der Welt
gelten, auch eben im Sinne der sozialen Kommunikationsmittel, bzw. - wir
würden heute sagen der “Massenmedien” -, das die auch angewandt werden müssen,
eben, auf dieses heilige Geschehen. Natürlich in einer ganz anderen, etwas
vertiefteren Form.
Der hl. Vater nimmt für dieses Jahr, mit diesem Tag, das Thema her “das
Wort und die Stille”. Wir können vielleicht auch besser sagen “das
gesprochene Wort und die Stille.” Und er deutet es so, daß es
notwendig ist, daß wir um die Stille wissen, daß wir um die Stille
ringen,
und daß wir immer wieder auch die Stille suchen, und um die
Stille uns bemühen.
Da wir sonst einen wichtigen Aspekt, auch der menschlichen Kommunikation, außer
acht lassen und eigentlich die menschliche Kommunikation verarmt. Daß wir uns
eigentlich nicht in
der Tiefe wirklich verstehen.
Es ist, glaube ich, sehr
wichtig, diesen Aspekt zu bedenken, überhaupt im Umgang, natürlich
heutzutage, da wir ja überflutet werden von Reizen, sei es von geschriebenem
Text, sie es über das Internet, oder sei es auch über das Ohr, über das
Hören, auch eine Flut von
Reizen kommt uns da her, und natürlich auch, was die Visuelle Dinge betrifft.
Da braucht
es eben das Schweigen, die Stille.
Und wenn wir mal uns überlegen,
was der eigentliche, vielleicht spürbare Unterschied ist, zwischen einer Messe
wie sie in unseren Tagen gefeiert wird, nach der neu geordneten Form und nach
dem überlieferten Ritus, würden wir vielleicht zu Anfang sagen, das ist
das
Latein.
Aber das Latein, wenn man näher betrachtet, können wir auch in der
neuen Form ohne Weiteres, jeder Priester kann ohne besondere Erlaubnis
Latein nehmen. Das ist eigentlich gar nicht das Kriterium.
Ein weiteres ist
aber eben grade diese Stille, die gerade dann eintritt und besonders deutlich
wird, wenn der Priester das Höchste und das Wichtigste der hl. Messe begeht,
nämlich das Hochgebet mit der Wandlung. Nach dem Sanctus, nach dem “Heilig” ist
es auf einmal ganz still in der Kirche.
Das ist vielleicht das Ungewohnteste.
- Was mach ich mit dieser Stille? Was fang ich damit an?
Einmal bin ich, irgendwo, auf mich selbst gestellt. Und da ist dieser Punkt, wo es wirklich darauf
ankommt, mit dieser Stille etwas anzufangen. - Und viele sehen heute diese
Stille auch als etwas, was zu fliehen ist.
Man sieht ja heute kaum jemanden
mehr irgendwo, vielleicht für sich, einfach so gehen, sondern man hat
vielleicht einen Walkman auf, oder man ist mit anderen Dingen [beschäftigt], auch im Zug,
wenn man sieht, kein Mensch ist irgendwo ein bißchen mit sich selbst, einfach sitzend
mit sich beschäftigt
und macht sich Gedanken über etwas. Sondern oft ist es so, daß man sich
berieseln läßt. Daß man Input, Input, Input hinein nimmt ohne diese Dinge
auch wirklich zu verarbeiten, [verarbeiten] zu können. Und wenn dann mal Stille eintritt, dann
ist auf einmal ein Leere da, eine Hilflosigkeit, ein "ich weiß nicht was ich
jetzt tun soll".
Und gerade diesen Aspekt der Stille, der gefüllten Stille,
des beredten Schweigens, den müssen wir aufs neue lernen.
Und zwar nicht
nur, wenn wir eben die Messe in der überlieferten Form, im römischen Ritus
feiern, sondern eben auch in der alltäglichen Messe. Auch da heißt es
zumindest grundsätzlich in der allgemeinen Einführung des Meßbuches, daß
die Stille auch einen wichtigen Punkt spielen soll. Aber, wo ist es heute
noch der Fall? Eigentlich recht selten, recht wenig.
Und deswegen schauen
wir, daß wir diese Stille wieder gewinnen, den Wert der Stille, die
Kostbarkeit der Stille.
- Und wenn eben bei der hl. Messe oder sei es auch sonst so, wenn in meinem Inneren auf einmal eine Monotonie oder eine
Langeweile auftaucht ist es eigentlich nicht anzurechnen, - sozusagen -, der
Hl. Messe oder der Stille, sondern [ist] offenbar eigentlich nur eine gewisse Leere in meinem Inneren, die gefüllt werden
muß. Eben wie ich schon
sagte, eine gewisse Hilflosigkeit mit dieser Stille umzugehen.
Der hl. Vater
führt weiter aus in seiner Botschaft auf dem Welttag, daß eben allein die
Stille schon eben notwendig ist um zu sondieren, um diesen ganzen Wust von
Informationen zu bewerten, abzuwägen, das Wichtige vom
Weniger-Wichtigen zu
unterscheiden und deswegen auch das was wichtig ist, mehr Zeit zu widmen und
das was weniger wichtig ist und was mich eigentlich von den wichtigen Dingen
abhält, von mir zu weisen.
Das ist auch eine wichtige Grundlage unseres
Lebens überhaupt, gerade in der heutigen Zeit in dieser Flut von Reizen, wie ich
schon sagte.
Wenn wir da keine Bewertung vornehmen, werden wir
hilflos.
Eilen wir oder hetzen wir von einer Sache zu anderen, ohne vielleicht die
wichtigsten Dinge zu beachten, weil viele wichtige Dinge still sind,
verborgen sind.
Das geht auch mit der menschlichen Kommunikation, in der
Partnerschaft.
Ich hab vielleicht gar keinen Sinn mehr dafür, kein Gespür
mehr dafür, daß der andere mich auch einmal braucht, weil er still ist,
weil er nicht aufmuckt, weil er nichts sagt. Und deswegen müssen wir diese
Stille wieder lernen und eben die Kommunikationsmittel, die auch außerhalb der
Sprache wirken.
Da ist auch die Liturgie ja ganz besonders hervorragend, wir
müssen eben wieder lernen was es bedeutet, die Kniebeuge, was es bedeutet
die Verneigung im Namen Jesu, was die vielen Kreuzzeichen, die
Küsse, oder
auch dieser mehrfache, immer wiederholende Ruf des "dominus vobiscum", den
der Priester zur Gemeinde spricht, was es bedeutet, und die Antwort des
Volkes "et cum spiritu tuo" (und mit deinem Geiste).
Diese Dinge sind eben
auszuloten, aber wir können diese Dinge nur ausloten wenn wir meditativ
darüber nachdenken, wen wir uns dafür Zeit nehmen. Und das ist eben eng
verbunden auch mit der Stille, mit dem Schweigen, mit dem Aushalten des
Schweigens auch.
Das ist manchmal gar nicht so einfach. Aber um so wichtiger
ist es grade bei den Dingen, die mit dem Göttlichen zu tun hat, daß ich mich
loslasse, daß ich mich mal von der Welt, von weltlichen Umtrieben, nicht von
der Welt, sozusagen, daß ich mich jetzt ganz abkapsle von der
Menschheit oder so, - das ist nicht in dem Sinne gemeint -, sondern von den
Umtrieben, von den Dingen, wo mir so viele Gedanken kommen, hier und da,
daß
ich mich da mal befreie und daß ich meine Freiheit im Ewigen suche und mich
ganz öffne für die Ewigkeit.
Also wollen wir versuchen, diese Dimension
unseres Menschseins auch wieder zu gewinnen. Und das ist eben, da will uns
die Liturgie, auch grade in der alten Form, will uns das lehren, will uns
darauf hin drängen, daß wir das wieder wahrnehmen.
Und so viele schreien heute
gerade wenn es uns schlecht geht oder wenn große Unglücke geschehen, gerade
danach, daß Gott nicht eingreift, daß Gott schweigt. Und es stimmt, Gott
schweigt, aber dieses Schweigen ist kein ablehnendes, ignorierendes Schweigen.
Sondern dieses Schweigen will auch vernommen werden.
Kann mich
noch erinnern an meinen Deutschunterricht in der Schule, da kam auch mal die
Lehrerin herein und wollte wissen, ihre Autorität geltend machend, und sagte,
'seid mal
ruhig ich möchte die Stille hören'. Und natürlich als jugendliche, als
Kinder,
denkt man, 'was will se denn jetzt' und man lacht eher darüber, aber mit der
Zeit muß ich sagen, hab ich diesem Satz tatsächlich etwas abgewinnen können,
weil man eben tatsächlich, wenn man zur Ruhe kommt, zur Stille kommt, ganz andere
Qualitäten entdeckt, in der Welt und im eigenen Leben.
Und das kann ich eben versprechen, daß wenn Sie sich um die Stille bemühen und zwar um eine,
wenn ich sagen darf, eine liebende Aufmerksamkeit in der Stille, - das ist es ja,
die
Stille ist ja nicht monoton -.
Die Stille und das Schweigen ist nicht etwas Starres, etwas rein Passives,
sondern ein auch auf Gott hin ausgerichtetes Hören. Und diese inneren
Tätigkeiten,
das meint auch das Konzil, wenn es von der Participatio actuosa spricht,
die aktive Teilnahme heißt nicht in dem Sinne aktiv, daß jeder was tun
müßte,
sondern daß jeder mit liebender Aufmerksamkeit dem heiligen Geschehen folgt,
das am Altar stattfindet und innerlich mitwirkt und innerlich dabei
Sein.
- Das war eigentlich das eigentliche Anliegen der Konzilsväter, als sie in der
Liturgiekonstitution diesen Terminus prägten, Participatio actuosa.
Und wie gesagt, ich verspreche Ihnen, wenn sie
sich darum bemühen, um diese liebende Aufmerksamkeit hier in der
heiligen Messe, um ein Schweigen, das gefüllt wird von meinem
Herzen, das spricht von meinem Herzen zu Gott, dann wird man
nicht nur die heilige Messe tiefer verstehen, sondern man wird einen großen Zugang,
einen neuen Zugang, einen fruchtbaren Zugang zu Gott finden, zu den anderen
Menschen finden und dann wird man auch ganz neu die Kostbarkeit des eigenen
Lebens entdecken, Amen
Im Namen des Vaters des Sohnes und des Heiligen Geistes. Amen.