Die Kirche mit dem abgeschossenen Turm
Freudens- und Leidensgeschichte eines alten christlichen Zeitzeugen Wiens
Die Minoritenkirche in Wien ist eine der ältesten und künstlerisch wertvollsten
Kirchen der Stadt. Es erstaunt daher nicht, dass sie auch eine sehr
bewegte Geschichte erlebte. Mit sehr großer Wahrscheinlichkeit wurden die
Franziskaner – wie sich die Minoriten (Thomas von Celano: „Ordo Fratrum
Minorum“) auch auf Grund ihrer Stifterpersönlichkeit nannten, von dem
Babenbergerherzog Leopold VI., dem Glorreichen, vor 1230 ins Land gerufen. Hier
schenkte man ihnen ein Grundstück, wahrscheinlich schon mit einem Kirchlein
(vermutlich der hl. Katharina von Alexandria geweiht), vor den Mauern der Stadt,
zwischen dem Schottenkloster und der herzoglichen Residenz. Erst 1237 sowie 1271
wurde das gesamte Gebiet in den erweiterten Mauergürtel aufgenommen. Der
Minoritenpater Barnabas
Strasser
erzählt in seiner Chronik aus dem Jahre 1766, dass Leopold bei seiner Rückkehr
aus dem Hl. Land 1219 in Assisi Franziskus um die Entsendung einiger Brüder nach
Wien gebeten habe, was dann 1224 erfolgt sei. Nachweisbar sind die Minoriten
allerdings erst im Jahre 1234 durch eine Bulle Gregors IX. an Friedrich den
Streitbaren, den letzten regierenden Babenberger, spätestens im Jahr 1239
existierte bereits die österreichische Provinz. Die erwähnte Kapelle nahe der
heutigen Minoritenkirche haben nun die Brüder erweitert und widmeten sie dem
Heiligen Kreuz („Santa Croce“). Im Jahre 1251 erfolgte die Einweihung durch den
Bischof Berthold von Passau. Außerdem begannen die Fratres mit dem Bau eines
Klosters, das 1234 urkundlich erwähnt wird (das Kloster umfasste schlussendlich
den Ballhausplatz, den Minoritenplatz sowie Teile der Hofburg und des
Volksgartens). Von dem ursprünglichen romanischen Baubestand ist nichts erhalten
geblieben. Besonders der Brand des Jahres 1276 hat große Teile des Konvents
eingeäschert.
Doch auch das starke Anwachsen der nunmehr in Wien lebenden Minoriten machte
einen Neubau von Kirche und Kloster notwendig. Schon 1276 legte König Ottokar
II. Přemysl den (einen) Grundstein zum Neubau jenes Gotteshauses, das nun
bereits auf dem heutigen Standort der Kirche entstand, außerdem versprach der
Monarch Steuerfreiheit für alle, die zum Bau der Kirche beigetragen hatten.
ERSTER BAUZUSTAND (Beginn wahrscheinlich im dritten Drittel des 13.Jhs.): Man entschloss sich also zum Neubau von Kirche und Konvent, doch durch den Schlachtentod Ottokars 1278 auf dem Marchfeld (Jedenspaigen nahe Dürnkrut) verzögerte sich der Bau, der somit erst nach der Jahrhundertwende abgeschlossen werden konnte. Der einbalsamierte Leichnam Ottokars blieb übrigens 30 Wochen lang im Kapitelsaal des Klosters, bis er nach Znaim und schließlich nach Prag überführt wurde. Das Herz des Königs bestattete man in der ursprünglichen Katharinenkapelle, die nun neuerdings diesen Namen zugewiesen bekam, da die Zueignung an das Heilige Kreuz Christi der neuen Kirche sowie dem Konvent vorbehalten bleiben sollte. Dieses neuerrichtete Gotteshaus erhielt die Gestalt eines zweischiffigen Langhauses mit zweijochigem Langchor (Presbyterium), der mit den sieben Seiten eines Zwölfecks schloss. Dieser Langchor, den man 1785/86 in ein fünfstöckiges Wohnhaus umbaute, wurde 1903 abgebrochen. Im Zusammenhang mit dem U-Bahn-Bau (1984-86) fanden zwar archäologische Grabungen statt, man legte auch die Grundmauern des ehemaligen Langchores frei, gleichzeitig wurde allerdings der Großteil der Fundamente des alten Presbyteriums vernichtet. - Diese erste Kirche hatte auch einen Lettner, auf dem noch zur Wende des 15./16. Jhs. das bis heute erhaltene Bildnis des hl. Franziskus von einem unbekannten Künstler angebracht wurde. Schon aus dieser ersten Bauphase kennen wir durch die zuerst erwähnte barocke Minoritenchronik den Namen eines Baumeisters, nämlich Hans Schimpffenpfeil.
ZWEITER BAUZUSTAND (nach 1317 – 1328): Blanche (Blanka) von Frankreich (Valois), die Gemahlin Herzog Rudolfs III. (+ 1307) und Tochter Philipps III. von Frankreich, verfügte 1304 testamentarisch den Bau einer Kapelle zu Ehren ihres Großvaters, des hl. Königs Ludwig IX. von Frankreich (1297 heilig gesprochen) und stellte für diesen Zweck 1000 Pfund zur Verfügung. Verwirklicht wurde das Vorhaben jedoch erst unter Isabella (Elisabeth) von Aragon, der Gemahlin des Königs Friedrich des Schönen (+ 1330). Die Kapelle weihte man deren 1317 kanonisierten Onkel, dem hl. Ludwig aus dem Hause Anjou, Sohn Karls II. von Neapel, Großneffe Ludwigs IX. von Frankreich und franziskanischer Erzbischof von Toulouse (+ 1297); das Gotteshaus war zuerst ein selbständiger Anbau im NO des zweischiffigen Langhauses der Minoritenkirche, erst in der dritten Bauphase wurde es in das Langhaus integriert (heute: Nordschiff mit Antoniuskapelle). Um 1328 war die Kapelle offenbar vollendet, denn bereits 1330 wurde die Stifterin – im Sinne ihrer testamentarischen Verfügung – in der Ludwigskapelle bestattet. Das Grabmal der Königin Isabella stand in der Mitte des Kapellenjochs vor der Apsis. Die Maßwerke zeigen Übereinstimmungen mit jenen des Albertinischen Chores von St. Stephan (errichtet zwischen 1304 und 1340) sowie mit jenem der Wallfahrtskirche Strassengel nahe dem Zisterzienserkloster Rein bei Graz (um die Mitte des 14. Jhs.). Wahrscheinlich gehörte das Marientympanon mit den Stifterbildnissen Friedrichs des Schönen und seiner Gemahlin Isabella zu Füßen der Muttergottes, das in der dritten Bauphase der Kirche sekundär in das N-Portal eingefügt wurde, zum ursprünglichen Eingang der Ludwigskapelle. Damit wäre es das älteste figurale Kunstwerk der Kirche. Erwähnt werden muss noch das für die Herzogin Blanka (+ 1305) um 1330 errichtete gotische marmorne Hochgrab, das leider im Zuge des Umbaus des Gotteshauses in den Jahren 1784-86 durch den Hofarchitekten Johann Ferdinand Hetzendorf von Hohenberg verschwunden ist. Dieser Verlust ist im höchsten Maße bedauerlich, da es heute in Wien kein vergleichbares Grabmal dieser Art gibt.
DRITTER BAUZUSTAND (ab 1339 – ca. 1400): Errichtung einer dreischiffigen Halle (urspr. Langhaus + Ludwigskapelle). Man verlängerte die Nordwand der Kapelle nach Westen hin und fügte ein Portal ins zweite Joch ein. Außerdem baute man eine neue W-Fassade, wobei besonders das Mittelportal – u.a. auch mit Gewändefiguren - prunkvoll nach dem Vorbild französischer Spätgotik – vielleicht unter süddeutscher Vermittlung - ausgestaltet wurde. Im Nekrolog der Minoriten wird Bruder Jakob von Paris (+ um 1340), der Beichtvater Albrechts II., als Schöpfer dieses Kunstwerks bezeichnet. Da der Herzog und seine Gemahlin Johanna von Pfirt ganz offensichtlich wesentlich zur Entstehung der für Wien zweifellos einzigartigen spätgotischen kathedralen Dreierportalgruppe beigetragen haben, findet sich auch eine Darstellung Albrechts und seiner Gattin im Mittelportal neben dem Kreuz Christi. Für eine Mendikantenkirche ist diese reiche Ausstattung – zusammen mit den beiden – ebenfalls nach französischen Vorbildern (vgl. Kathedrale Notre-Dame in Paris [nach 1285]) zwischen 1350 und 1370 ausgeführten prächtigen Fensterrosen (mit „strahlendem“ sowie „rotierendem“ Maßwerk) an der Südwand – ohne Zweifel ungewöhnlich. Die Werkstatt, welche die Ludwigskapelle gebaut hat, war ebenso mit der Westfassade beschäftigt („Minoritenwerkstatt“). 1350-60 oder etwas später wurde schließlich der heute nur mehr teilweise erhaltene Glockenturm gebaut (als Baumeister kommt ein Laienbruder Nikolaus, + 1385 oder 1386, in Frage). Der Turm besteht hauptsächlich aus zwei Teilen, einem unteren Teil aus Steinquadern bis zur Höhe des Langhauses sowie einem oberen, achteckigen, Abschnitt aus gemischtem Mauerwerk. Seine Bekrönung musste wegen Beschädigungen – v.a. während der Türkenkriege – mehrmals erneuert werden und wurde schließlich abgetragen. Die Weihe der erweiterten Minoritenkirche muss um das Jahr 1390 stattgefunden haben. Damit hatte das Gotteshaus sein für die nächste Zeit gültiges Aussehen erhalten.
Im Jahre 1529, während der ersten Türkenbelagerung, erlitt das Kloster und noch mehr die Kirche großen Schaden (Abschuss des Turmhelmes). Da das Kloster St. Theobald „ob der Laimgrube“ der Observanten (Franziskaner) durch die Kriegseinwirkungen zerstört worden war, versuchten diese, die Minoriten aus ihrem Konvent zu verdrängen, da Johannes Capestrano, der Gründer der „braunen Franziskaner“ (Observanten) in Wien (1451), einige Zeit im Minoritenkloster gewohnt und in der Kirche gepredigt hatte; doch schließlich wies Ferdinand I. den nunmehr heimatlosen Observanten 1545 Gebäude sowie das Nikolauskirchlein auf dem Singerschen Platz zu. Tatsächlich war die Zahl der Wiener Minoriten damals auf sieben zusammengeschmolzen, so dass man sich genötigt sah, Patres aus Italien zu rufen. Das konnte aber dennoch nicht verhindern, dass die Kirche von 1569-1620 ein protestantisches Gotteshaus wurde, in dem allerdings auch katholische Gottesdienste abgehalten wurden. Damals blieben die Konventualen nur im Besitz der alten Ludwigskapelle sowie der Katharinenkapelle. Auch während der zweiten Türkenbelagerung 1683 diente der Turm der Minoritenkirche als Beobachtungsstelle und wurde demgemäß von den Türken beschossen und schwer beschädigt. 1733 schmückte man den Campanile mit einer kupfernen Kuppel, die jedoch wegen Einsturzgefahr 1761 wieder entfernt werden musste. Darauf brachte man jenes niedrige zugespitzte Ziegeldach an, das noch heute besteht und zu einem Charakteristikum der Kirche wurde.
Immer mehr entwickelte sich die Minoritenkirche mit ihren Kapellen sowie der Friedhof, zu Grablegen des Adels. Neben Agnes, der Urenkelin Leopolds VI., Blanca von Frankreich und Isabella von Aragon wurde auch Margarete, die letzte Landesfürstin von Tirol, genannt Maultasch (1318-1369), hier begraben, ebenso wie Angehörige der Lichtensteiner, Dietrichsteiner, Puchaimer, Hojos, Stauffenberger, Greifensteiner; Piccolomini, Medici, Cavalcanti, Montaldi, Valperga, etc. (manche von ihnen sind im „Libro d’Oro“ der „Congregazione Italiana“ verzeichnet). Außerdem muss erwähnt werden, dass die Minoriten schon seit dem Ende des 14. Jhs. lebhaften Anteil am Lehramt der Wiener Universität nahmen, besonders natürlich in den Fächern der Theologie, aber auch der Jurisprudenz. Zu Beginn des 18. Jhs. lebte im Wiener Konvent auch der venezianische Kosmograph Br. Vincenzo Coronelli, den Kaiser Karl VI. zum Leiter der Donauregulierung ernannte und dessen berühmte Globen sich heute im Prunksaal sowie in der Globensammlung der Wiener Nationalbibliothek befinden.
Erwähnenswert ist schließlich noch der Umstand, dass um 1543 auf dem Ballhausplatz in der Nähe der Hofburg aus Teilen des Klosters ein kleines Spital gestiftet wurde und dass die Minoriten in diesem neuen Hofspital mehrere Jahre die Seelsorge verrichteten; in dieser Zeit war die eben restaurierte Katharinenkapelle Spitalskirche. Ein anderer Trakt des früheren Minoritenklosters beherbergte 1558-1613 die Kaiserliche Hofbibliothek.
Einschneidende Veränderungen für die Minoritenkirche brachte die zweite Hälfte des 18. Jhs. Eingeleitet wurde diese Entwicklung dadurch, dass die in Wien eingebürgerten Italiener im Jahre 1625/26 unter der Leitung des Jesuitenpaters und Professors an der Wiener Universität Wilhelm Lamormaini eine italienische Kongregation gründeten. Bis zum Jahre 1773, als der Jesuitenorden vorübergehend aufgehoben wurde, feierte diese „Congregazione Italiana“ ihre italienischen Messen in einer Kapelle der „Societas Jesu“ in der Bognergasse, unweit der alten Jesuitenkirche „Am Hof“. Doch 1773 wurde jenes kleine Gotteshaus von der kaiserlichen Regierung in Beschlag genommen. Daraufhin fanden die Italiener in der Katharinenkapelle am Ballhausplatz, die man im Volk ja noch immer als die Italienische Kirche bezeichnete - also neben der Minoritenkirche -, ein neues Zuhause. Nach einer gründlichen Restaurierung der Kapelle weihte man sie am 1. Februar 1775 in Erinnerung an die „Santa Maria Maggiore“ zu Rom auf den Namen „Madonna della Neve“ (‚Maria Schnee-Kirche’) feierlich ein. Die Festmesse dirigierte Antonio Salieri (1750-1825), der seit 1774 Kammerkompositeur und Dirigent der Italienischen Oper in Wien, von 1788-90 Hofkapellmeister und bis 1824 Leiter der Hofsängerkapelle war. Papst Pius VI. besuchte anlässlich seines Wienaufenthaltes am Karfreitag des Jahres 1782 die Kirche „Maria Schnee“ auf dem Ballhausplatz. Doch dieser Rechtszustand war nur von kurzer Dauer: 1783 versetzte Kaiser Joseph II. die Minoriten in das vormalige Trinitarierkloster auf der Alser Strasse, und die Minoritenkirche wurde mit der Begründung, dass die Kapelle „S. Maria della Neve“ für die etwa 7000 in Wien lebenden Italiener zu klein sei, der Congregazione italiana mit der Auflage übertragen, dass die Gemeinschaft nun auch die große Kirche zu restaurieren habe (kaiserliches Dekret vom 3. Juni 1784). Die reich geschmückte Kapelle „Madonna della Neve“ ging in kaiserlichen Besitz über und wurde schließlich um 1900 abgebrochen. Auch das Minoritenkloster ging in den Staatsbesitz über; man verwendete es für kaiserliche und ständische Kanzleien. Der Friedhof bei der Kirche wurde aufgelassen. Unter größten finanziellen Belastungen führte nun die Kongregation den kaiserlichen Auftrag der Kirchenerneuerung aus, wobei die gründliche Instandsetzung des Gotteshauses dem Hofarchitekten Johann Ferdinand Hetzendorf von Hohenberg anvertraut war (1784-1789). Um die Baukosten einigermaßen abdecken zu können, wurden der alte Langchor (Presbyterium) sowie die zu Beginn des 14. Jhs. (Weihe 1317) am westlichen Ende der Südseite des Langhauses angebaute (und heute nicht mehr existierende) Johanneskapelle (Puchaimische Kapelle) in Wohnhäuser umgewandelt. Die feierliche Einweihung der Kirche unter dem Namen „Madonna della Neve“ fand am 16. April 1786, am Ostersonntag, statt.
Aber schon bald rückte für die Kirche die
nächste schwere Zeit heran: In den Jahren der napoleonischen Kriege sollte das
Gotteshaus als Lagerhalle für Stroh, Heu sowie für verschiedene Gerätschaften
dienen; 1809 fand deshalb auch die Zwangsräumung des Gebäudes statt. Die kurz
darauf einrückenden Franzosen verwandelten dieses schließlich in ein
Proviantmagazin. Zwei Drittel des Fußbodens wurden durch das Rollen von Fässern
sowie durch das Einfahren von Wagen zertrümmert. In der Mitte der Kirche war
eine breite, tunnelähnliche Vertiefung ausgegraben worden und weitere Teile des
Fußbodens zerstörte ein im Gotteshaus aufgestellter Ofen. Erst am 18. April 1810
erhielt der damalige Präfekt der Minoritenkirche Baron von Penkler wieder die
Kirchenschlüssel zurück. Im Jahre 1825 starb einer der berühmtesten Kongregaten
dieses Jahrhunderts, nämlich der Komponist Antonio Salieri, und am 22. Juni
dieses Jahres erklang in der italienischen Nationalkirche unter Mitwirkung der
Hofkapelle sowie des Hofchores erstmals dessen Requiem.
Als sich die Situation nach den napoleonischen Kriegswirren um die Mitte des 19. Jhs. normalisiert hatte, schenkte Kaiser Ferdinand der Gütige im Jahre 1845 der „Congregazione italiana“ das nach dem Vorbild von Leonardo da Vincis berühmtem Wandfresko (1495-97) gestaltete Mosaik vom letzten Abendmahl, welches der Römer Giacomo Raffaelli aus 12 Platten mit einem Gesamtgewicht von 20 Tonnen im Auftrag Napoleons in den Jahren 1806-1814 angefertigt hatte und das schließlich von Kaiser Franz für das Schloss Belvedere gekauft worden war. Dazu spendete Kaiser Ferdinand einen ansehnlichen Betrag (15.000 Gulden), um die Anbringung des Kunstwerkes in der Minoritenkirche zu ermöglichen. Die feierliche Einweihung des Altares fand am 26. März 1847 statt. Im Jahre 1852 traten Kaiser Franz Joseph und bald darauf auch der Thronfolger Franz Ferdinand der „Congregazione“ bei. Ersterer bezahlte mehrfach den zumeist von auswärts kommenden Fastenprediger für die Kirche; dafür erhielt der Monarch regelmäßig am Lichtfest (2. Februar) sowie am Palmsonntag die geweihte Kerze bzw. den Olivenzweig.
Die letzte größere Veränderung der Kirche erfolgte in den Jahren 1892-1905 anlässlich der Neugestaltung des Minoritenplatzes. Nun entstanden zwei neue Plätze, nämlich der Ballhausplatz sowie der Minoritenplatz, die an die Kirche angrenzenden Häuser (v.a. der ehem. Langchor sowie die Johanneskapelle) wurden abgerissen. Das einstige Minoritenkloster musste dem Haus-, Hof- und Staatsarchiv weichen. Auch die Kirche bekam ein neues Gesicht; obwohl die Pläne des Architekten Viktor Luntz v.a. aus finanziellen Gründen nur teilweise verwirklicht werden konnten, kam es zu deutlich sichtbaren Veränderungen: Am auffälligsten für den Betrachter ist zweifellos der neugotische Durchgang an der Südseite mit den eingemauerten Grabsteinen, die teils aus der Kirche bzw. den Kapellen und teils aus dem einstmals angrenzenden Friedhof stammen, sowie das anschließende „Minoritenhaus“ (ursprünglich „Sakristeihaus“ benannt). 1907 wurden vier neue, in Trient gegossene Glocken im Turm angebracht, welche man jedoch – mit Ausnahme einer, dem hl. Antonius geweihten, Glocke – 1914 beschlagnahmte. Die feierliche Einweihung der Kirche fand am 4. Mai 1909 in Anwesenheit Kaiser Franz Josephs statt.
Weitere wichtigere Restaurierungsarbeiten
erfolgten 1960-1962 (Kircheninneres) sowie im letzten Jahrzehnt, als die
Außenwände gereinigt und ausgebessert wurden.
Schließlich sei
noch erwähnt, dass die pastorale Betreuung der Italiener nach der jesuitischen
Periode von jeweils durch den Erzbischof ernannten Rektoren erfolgte, von 1808
bis 1813 war hier auch der 1820 verstorbene und später heiliggesprochene Clemens
Maria Hofbauer als Assistenzpriester tätig. Deshalb befindet sich sein Denkmal
an der Nordseite der Kirche. Durch die Verfügung des erzbischöflichen
Ordinariates vom 1. Dezember 1957, ist den Minoriten
die seelsorgliche Betreuung der italienischen Gemeinde übertragen, wobei
die Patres zuerst der Ordensprovinz Padua angehörten, während sie heute der
österreichischen Provinz unterstehen. 50 Jahre nach der Übernahme der pastoralen
Betreuung der Italiener in der Minoritenkirche durch die Konventualen, wurde
jene Franziskusstatue angefertigt, die heute an der N-Seite der Kirche, neben
dem barocken Anbau, aufgestellt ist.
Manfred Zips